Die vergangenen Wochen bis zum Release von „God of War: Ascension“ waren stimmungsmäßig etwas anders als es noch bei „God of War III“ der Fall oder den Spielen davor war. Einen regelrechten Hype gab es diesmal nämlich nicht wirklich. Lag es vielleicht daran, dass ein Prequel als Story weniger interessant erscheint als das was nach „God of War III“ passiert? Die Santa Monica Studios wollten mit „God of War: Ascension“ vor allem eine neue Seite von Kratos zeigen, eine wo er noch nicht von Rache- und Hassgefühlen zerfressen ist und wo sein Aufstieg zum Kriegsgott erst beginnt.
Am Anfang steht weiterhin die List von Ares, die Kratos dazu trieb sein eigen Fleisch und Blut zu töten. Um sich an Ares dafür zu rächen, dem er bis dahin einem Eid verpflichtet war, muss er Jenen brechen, was im Olymp mit einer ewigen Verdammnis bestraft wird. Diese Verdammnis wird gnadenlos von den Furien bestimmt, die Kratos in Ketten gelegt in den Wahnsinn treiben wollen.
Hier hat man die Rechnung jedoch ohne Kratos gemacht, der sich von seinen Ketten befreien kann und fortan auf der Jagd nach den Furien ist. Euer Wille wird auf eurer Reise permanent auf die Probe gestellt, ständig zwischen Wahnsinn und Realität hin und her gerissen. Ein echtes God of War also?
Die Story verfolgt durchaus interessante Ansätze, die vor allem viel Hintergrundgeschichte der kompletten God of War-Saga aufarbeitet und somit für jeden Fan ein Muss ist. Des Öfteren drängt sich dabei aber das Gefühl auf, dass man sich hierfür die falsche Plattform ausgesucht hat. Selbst nach mehreren Stunden Spielzeit wirkt die Story mehr wie ein Intermezzo, welches man mit den PSP-Ablegern vergleichen kann. Diese spielten zwar auch im God of War-Universum, erzählten aber nur eine Randstory ohne in den Hauptplot einzugreifen. Und so ist es auch mit God of War: Ascension. Sicher, warum sollte ein Prequel direkt Einfluss darauf nehmen, was erst danach geschieht, aber für ein großes Konsolen-Spiel, fehlte mir persönlich das gewisse Etwas bei der Story, was den typisch epischen Charakter von God of War ausmacht. Das hat aber noch weitere Gründe, auf die ich später eingehen werde.
Ein echter God of War-Fan sollte sich diese Story dennoch nicht entgehen lassen. Zum einen ist es wirklich interessant zu erfahren, was tatsächlich am Anfang der God of War-Saga steht und wie es zum Bruch mit Ares kam, zum anderen lernt man viele neue und interessante Charaktere kennen, darunter die unbarmherzigen Furien. Weiterhin sieht man Kratos von einer etwas anderen Seite, zu einem Zeitpunkt, wo er noch Menschlichkeit zeigt, anstatt dem Drang permanent alles um sich herum abschlachten zu müssen. Hierfür lohnt sich das Spiel also auf jeden Fall.
Schön wie nie zuvor …
Optisch präsentiert sich „God of War: Ascension“ erneut von seiner besten Seite. Leider hat man sich für die Demo einen Abschnitt ausgesucht, der noch etwas verhaltene Reaktionen bei mir auslöste. Mit der finalen Version zeigen die Santa Monica Studios jedoch ihr Talent und konnten gegenüber „God of War III“ noch einmal ordentlich zulegen. Vor allem das Charakterdesign ist hier mehr wie gelungen. Kratos sah nie zuvor besser und detaillierter aus, die vielen neuen Gegnertypen, wie der Elefantaurus oder Medusa’s Gaze machen einen erstklassigen Eindruck und nicht nur hier bewies man Kreativität und Einfallsreichtum. Ich mag sogar eine kleine Hommage an den Avatar-Film erkannt zu haben, wenn man über die Insel Delos streift. Besonders der fotorealistische Look der Texturen sticht hervor, der hohe Detailgrad, bei dem man die Pupillen der Augen in Gegner aus mehreren Metern Entfernung erkennt oder wenn man seinen Gegner aufschlitzt und man die einzelnen Hautschichten zu sehen bekommt. Einfach nur atemberaubend! Und auch für das Level-Design hat man wieder tief in die Kreativkiste gegriffen. Abwechslungsreich, episch, schön anzusehen und viele Rätsel warten auch euch, die selbst Lara Croft vor eine größere Herausforderungen stellen würden, als es in ihrem eigenen aktuellen Spiel der Fall ist. Hier kommt echtes God of War-Feeling auf, wie man es jeher kennt und schätzt.
Das Kampfsystem bleibt sich fast treu …
Das Kampfsystem wurde ebenfalls einem weiteren Lifting unterzogen, wobei man die Grundlagen der Serie beibehalten hat, dafür einige Dinge komplett neu oder weiter angepasst. Natürlich hat Kratos noch nicht die Fähigkeiten, die er sich in „God of War I – III“ angeeignet hat. Einiges davon erlernt man aber recht schnell, insbesondere der Umgang mit den Chaos-Klingen. Altbekannte Attacken gehören zum Standardrepertoire von Kratos, die im Laufe des Spiels aufgewertet werden können. Auch das God-Meter ist wieder dabei und wurde in der Funktionsweise überarbeitet. Dieses lädt sich nun deutlich schneller auf und kann schneller eingesetzt werden. Erleidet ihr aber selbst Schaden, sinkt die Anzeige sofort wieder. Darüber hinaus könnt ihr auch diesmal magische Fähigkeiten dazu erlernen und auf Elektrizität, der Macht von Hades oder einem eigenen Schattenkämpfer vertrauen. Hervorragend umgesetzt sind auch die Nahkämpfe. Entledigt man sich schwereren Gegner, sind diese nicht nur durch simple QTE-Events zu besiegen, sondern man muss in einem Nahkampf weiter auf sie einprügeln und deren Attacken zwischendurch immer mal wieder ausweichen, bevor man dann zum finalen und häufig sehr brutalen Endschlag ausholt. Hat man es gleich mit mehreren Gegnern zu tun, fällt es häufig nicht leicht, sich gegen diese behaupten, wobei man sich nicht selten benachteiligt fühlt. Hier bietet sich oft das Einsetzen unterschiedlicher Strategien an, anstatt immer nur mit den Klingen auf einen Gegner einzuprügeln. Der Mix aus Magiefähigkeiten, Nahkampfattacken oder den Gegner öfter mal gekonnt durch die Arena zu schleudern, führt meist schneller zum Erfolg. Dementsprechend fällt auch der Schwierigkeitsgrad selbst auf ‚Normal‘ etwas anspruchsvoller aus, bis man sich die vielen Möglichkeiten zwischen Angriffen und Magiefähigkeiten angeeignet hat und diese einzusetzen weiß.
Insbesondere der Gewaltgrad hat hier noch einmal ordentlich zugelegt. Blut fließt so oder so Literweise, wenn man das Leben aus den Körpern seiner Gegner prügelt und welches sich über euren ganzen Körper ergießt. Setzt man dann aber mit den Klingen an, um die Schädeldecke zu spalten, wo am Ende das ganze Gehirn herausquellt oder die Gedärme vor einem liegen; und das in einer ungewohnten Detailtreue, kann man hierzulande wirklich froh darüber sein, dass es das Spiel so durch die USK geschafft hat. Selbst für ein God of War-Spiel hat man damit ein neues Level erreicht.
Kommen wir zum meiner Meinung nach größten Kritikpunkt des Spiels. So schön und episch „God of War: Ascension“ auch anzusehen ist, der Sound und die Musik im Spiel scheinen völlig misslungen zu sein. Wird man im Hauptmenü noch mit dem epischen God of War-Theme begrüßt, ist es im Spiel zuweilen mehr wie still und einsam. Teilweise hat man das Gefühl, dass die Hintergrundmusik völlig vergessen wurde und man Kratos nur still durch die Katakomben stapfen hört. In Kämpfen schafft man es dann doch noch irgendwie einen epischen Soundtrack einzuspielen, aber leider weiterhin sehr zurückhaltend, so dass das Geschehen auf dem Bildschirm nur selten passend musikalisch untermalt wird. Hin und wieder wirkt die Musik dann völlig deplatziert, so zum Beispiel, wenn man auf den riesigen Schlangen durchs Gebirge reitet und man nur ruhige und orientalische Klänge zu hören bekommt. Das passt irgendwie nicht zum Bild. Ja, selbst epische Zwischensequenzen, wie der, wo man die riesige Statue im Meer zusammenbaut und man eigentlich erwartet; jetzt bricht ein episches Musikstück über einen ein; verstummen die Lautsprecher fast wieder um einen herum. Zudem hat das Spiel mit einigen Totalaussetzern und Verzögerungen in Bezug auf die Dialoge und der Musik zu kämpfen. Hier hat man leider so unglaublich viel Potenzial verschenkt, die ein andauerndes und episches Spielerlebnis häufig verpuffen lassen.