Es ist eines der wohl am meist erwarteten Spiele des Jahres, auch wenn Naughty Dog ursprünglich gar keine Fortsetzung angedacht hatte. Dennoch drängte sich für den Entwickler irgendwann das Bedürfnis auf, dass es da noch irgendetwas in diesem Universum gibt, was man erzählen möchte, selbst wenn man ein hohes Risiko da drin sah.
The Last of Us begeisterte damals Millionen von Spielern mit einer emotionalen und nervenaufreibenden Geschichte, die weit über das übliche Storytelling hinaus ging. Im Fokus standen dabei mehr denn je die Charaktere, deren Gefühle und Empfindungen, das Wandeln zwischen Liebe und Hass, und häufig auch die Entscheidung, sich gegen die eigene Natur zu stellen, auch wenn dies Gewalt bedeutete. Im Ergebnis stand ein Meisterwerk der Videospielgeschichte, das auf Verlangen der vielen Fans jetzt noch einmal übertroffen werden soll.
In einer rund zweistündigen Anspiel-Session hatten wir die Gelegenheit, einen ersten Blick auf die finale Version The Last of Us Part II zu werfen und so zahlreiche Eindrücke aus dem Story-Adventure zu sammeln. Was Naughty Dog dabei noch einmal aus der PS4 zaubert, ist geradezu überwältigend und lässt nach Death Stranding erneut Next-Gen Gefühle aufkommen. The Last of Us Part II könnte damit einer der krönenden Abschlusstitel dieser Generation werden.
Von der Natur zurückerobert
Zu Beginn lag vor uns eine Mission, bei der wir Medikamente besorgen und eine Person namens Nora finden sollen, die sich in einem Krankenhaus in Seattle versteckt. Umgehend befanden wir uns inmitten der zunehmend zerfallenen Metropole aus Hochhäusern, Straßenschluchten und einem beeindruckendem Anblick, wie sich die Natur Stück für Stück alles zurückholt. Das ganze Setting wirkt düster und deprimierend und wird mit einer unheimliche Stille durchzogen. Lediglich der Regen ist wahrzunehmen, während uns der zurückhaltende Soundtrack von Gustavo Santaolalla völlig in dieses Setting hinein zieht.
Man merkt sofort, wie viel Aufwand, Liebe und Details in die Umgebungen gesteckt wurden, die selbst das übertreffen, was man zuletzt mit Uncharted erleben konnte. Die Auswirkungen der Pandemie sind allgegenwärtig und zeigen, wie schlagartig die Leute damals alles stehen und liegen gelassen haben, seien es die mit Autos zugestellten Straßen, geplünderte Ladengeschäfte, oder Büros, die den Eindruck erwecken, hier wurde vor wenigen Stunden noch gearbeitet. Lediglich hinterlassene Notizen lassen erahnen, was sich zuletzt an diesem Ort abgespielt hat, nicht selten auch mit dramatischen Schicksalen wie Suizid und absoluter Verzweiflung. Es scheint sich zu lohnen, die Umgebungen trotz des linearen Ansatzes abzusuchen und zu durchforsten, nicht nur der zurückgelassenen und dringend benötigten Ressourcen wegen, sondern um solche kleinen Geschichten unbekannter Personen zu erfahren. Das trägt ungemein zu dieser bedrückenden Stimmung bei und lässt einen noch tiefer in diese schwierige Situation eintauchen.
Töten oder getötet werden
Inzwischen haben die Menschen aber auch gelernt mit der Pandemie umzugehen, die meisten von ihnen haben sich irgendwelchen, oftmals rivalisierenden Gruppierungen angeschlossen und verfolgen in diesen ihre eigene Agenda. So treffen wir in dem Gameplay-Abschnitt auf die weit und breit gefürchteten Scars, eine Art Kult, die ziemlich rücksichtslos und ohne erkennbare Absichten alles töten, was ihnen nicht in den Kram passt. Interessant zu sehen war dabei vor allem das Zusammenarbeiten der Gegner, dessen Laufrouten selten vorhersehbar sind, sich mittels Pfeifen verständigen und die umgehend Verstärkung rufen, wenn sie euch entdecken. Die teils größeren Abschnitte sorgen zudem dafür, dass man weniger sichere Rückzugsmöglichkeiten hat und Gegner unverhofft aus allen Richtungen kommen können. Die richtige Taktik ließ sich hier nur schwer herausfinden, da weder frontale Angriffe, noch das leise drum herum schleichen garantiert zum Erfolg führen. So haben die Gegner jetzt teilweise auch Suchhunde bei sich, die umgehend eure Fährte aufnehmen und euch auf Schritte und Tritt verfolgen.
Aber auch Ellie ist nicht ganz wehrlos, die einiges seit ihrem letzten Ausflug und von Joel in Sachen Überleben dazugelernt hat. So agiert sie deutlich beweglicher als im Vergleich zu Joel damals, kann Gegnern geschwind ausweichen und sofort zum Gegenangriff übergehen, über größere Spalten springen, durch kleinere Schlupflöcher kriechen, aber auch Tricks wie Ablenkung und Hinterhalte anwenden, mit denen ihr eure Gegner lautlos und unbemerkt töten könnt. Schleichen und Hinterhalte schienen mir am Effektivsten zu sein, denn wenn man es mit mehr als zwei Gegnern gleichzeitig zu tun bekommt, ist die Sache meist schon gelaufen – Infizierte noch nicht mal mit eingerechnet. Glücklicherweise lässt sich der Schwierigkeitsgrad auf verschiedene Aspekte anpassen, etwa für eure Sidekicks oder die Stärke der Gegner, um kein totales Frusterlebnis vor die Füße geworfen zu bekommen.
Nichts für schwache Nerven
Ungeschönt ist zudem die Brutalität, mit der selbst Ellie in ihrer doch eher zarten Erscheinung agiert, die nicht davor zurückschreckt, dem Gegner mit Schwung eine Spitzhacke in den Kopf zu rammen oder deren Köpfe mit einem beherzten Tritt zu Matsch zu verarbeiten – das alles in erschreckend anzusehenden Close-Ups. Aber auch die Nahkämpfe gegen Clicker und Infizierte sind immer wieder ein Fest für sich. Definitiv nichts für schwache Gemüter, die kein Blut und gruselige Gestalten sehen können. Letztendlich zählt aber eben das Überleben oder Sterben, denn eure Gegner werden genauso rücksichtslos im Umgang mit euch sein.
Alles in allem baut The Last of Us Part II aus spielerischer Sicht auf dem auf, was man aus dem Original kennt, erweitert es um Ellies spezielle Fähigkeiten und nimmt sich mehr Zeit für kleinere Dinge oder Details: Etwa Animationen beim Craften der Waffen, beim Wechseln dieser oder beim Heilen, die man noch mehr an realistische Gegebenheiten herangeführt hat. Manchmal dauert es schon fast zu lange, vor allem bei hektischen Auseinandersetzungen zieht man dadurch oftmals den Kürzeren. Ein Blick in den Fähigkeitenbaum lässt allerdings erahnen, dass hier Ausbaupotential besteht.
Zur Story selbst verriet dieser Gameplay-Abschnitt noch nichts, in der es laut Naughty Dog “um Rache und Gerechtigkeit” geht. Alleine dieser recht überschaubare Gameplay-Part macht aber Lust auf mehr – auf eine dichte und immersive Spielwelt, in der man gerne unterwegs ist und die man trotz ihrer Linearität bis in den letzten Winkel erkunden möchte. Obendrauf verspricht The Last of Us Part II schon jetzt eine technisch beeindruckende Leistung und ein spannendes Gameplay, das man in vollen Zügen austesten möchte, vor allem, wenn man Stealth-Games und Survival-Aspekte mag. Das Spannungs-Level in The Last of Us Part II wird damit jedenfalls permanent hoch gehalten und man kann es kaum erwarten, mehr davon zu erleben. Schon jetzt ein weiterer und potenzieller Mega-Hit aus dem Hause Naughty Dog.
Ergänzende Eindrücke aus The Last of Us: Part II gibt es auch noch einmal im nachfolgenden Gameplay-Showcase, den wir euch wärmsten empfehlen. Zeitlich kam dieser für uns leider etwas ungünstig und nahm dieser Vorschau einiges vorweg. Die Kollegen von PlayStation Access haben zudem ein Hands-On Video für euch, das den besagten Gameplay-Abschnitt zeigt.