TEST: Life is Strange 2 – Episode #4 – Allein der Glaube zählt

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Etwas ungünstig erschien in dieser Woche die vierte Episode von “Life is Strange 2”, genau zur gamescom, was es etwas hinderlich machte, die Geschichte direkt mit der Freischaltung fortzusetzen. Das war umso nervenaufreibender, da die Episode #3 (unser Review) damals mit einem dramatischen Knall zu Ende ging und jeder unbedingt wissen wollte, was ist mit Sean und Daniel passiert ist?

Nun gut, zurück zu Hause umgehend einen gemütlichen Freitagabend eingerichtet und den Roadtrip der beiden Diaz-Brüder gen Mexiko fortgesetzt. Sean wacht diesmal nach einem Koma im Krankenhaus auf, mit einer schweren Verletzung, die von der Explosion auf der Cannabisfarm stammt. Eure Erinnerungen sind nur noch vage, Daniel scheint verschwunden und ihr selbst befindet euch quasi schon im Polizeigewahrsam. Wars das jetzt mit unserem Trip? Nicht ganz!

Nächster Stopp: Nevada

Angetrieben von der Sorge um Daniel findet sich umgehend ein Weg zur Flucht aus dem Krankenhaus, wir durchqueren die trockene und heiße Wüste Nevadas und reisen nach Haven Point, dem Zuhause von Jacob, den wir auf der Farm kennengelernt haben. Hier gibt es ein unerwartetes Wiedersehen, alte Konflikte werden aufgearbeitet und neue Auseinandersetzungen stehen bevor – eine klassische Life is Strange-Episode eben.

Euer Weg nach Haven Point ist mal wieder von diversen Entscheidungen gepflastert, mal mit weniger Konsequenzen, mal mit schmerzvollen Konsequenzen, mal spielen sie uns direkt in die Hände. So ruhen wir uns unter anderem nach einer langen Fahrt mitten in der Wüste aus, nicht wissend, dass wir uns auf einem Privatgrundstück befinden. Als die Eigentümer auftauchen, versucht Sean die Situation mit Worten oder Taten nicht eskalieren zu lassen. In beiden Fällen kann es gut oder eher schmerzhaft für euch ausgehen. Hintergrund in diesem Fall ist wieder das Rassismus Thema in “Life is Strange 2”, mit dem die mexikanischen Jungs vor allem in den ländlichen Regionen der USA zu kämpfen haben. Gleichzeitig zeigt man in dieser Szene aber auch wieder auf, wie entschlossen Sean ist, um seinen Bruder zu finden und zu beschützen, der eigentlichen Thematik hinter dem Spiel.

Wirklich dramatisch wird es dann allerdings in Haven Point. Hier wird nicht nur klar, dass Daniel in die Fänge einer Sekte geraten ist, die seine Kräfte als göttliches Wunder missbrauchen, auch unerwartete Hilfe taucht auf, die zugleich alte Wunden aufreißt. Sean muss sich nun entscheiden, wie er seinen Bruder retten will. Alleine und mit großen Gefahren verbunden oder lässt er sich auf seine Vergangenheit ein und stellt sich diesem oftmals nicht leichtem Konflikt?

Die Themen werden ernster, zu ernst?

Mit Episode #4 ‘Faith’ zeigt sich mal wieder deutlich, wie sehr sich “Life is Strange 2” vom Ansatz der ersten beiden Spiele unterscheidet. Entwickler DontNod setzt hier auf eine sehr erwachsene Story mit ernsten und allgegenwärtigen Problemen, die geradezu bezeichnend für die USA und woanders derzeit sind. Das soll das Thema Mobbing aus dem ersten „Life is Strange“ keinesfalls abwerten, man merkt aber sehr deutlich, wie kreative Freiheiten wie die Superkräfte eher in den Hintergrund rücken und zwischenmenschliche Themen, Beziehungen, Konflikte & Co. an erste Stelle treten.

Dabei nimmt man sich nicht nur ausschließlich dem Thema Rassismus an, auch andere und schwierige Dinge werden damit angesprochen, wie etwa Homosexualität und Konversionstherapie, wie jüngst erst in dem Filmdrama “Boy Erased” behandelt, oder zerstörte Familien. All das macht “Life is Strange 2” mit Sicht auf die Geschichte zu einem brandaktuellen und wichtigen Thema, das wachrüttelt und nachdenklich macht.

Auf der anderen Seite nimmt man dem Ganzen damit aber ziemlich viel an Spannung und Unterhaltung, wie man sie aus den ersten Spielen her kennt. So gibt es diesmal keinen Cliffhanger, man fiebert etwas weniger mit den Charakteren mit und wird zum Ende hin auch etwas zu politisch für meinen Geschmack. Sprichwort: Trumps Mauer, die bis heute noch nicht steht. Klar sind solche Themen wichtig und sollten auch Spieler interessieren, man darf aber auch nicht vergessen, dass es sich hier immer noch ein Spiel handelt, das unterhalten und keine Lehrstunde zur aktuellen Lage der Welt sein soll. Ich hoffe nur, dass sich DontNod nicht zu sehr damit verrennt und mit “Life is Strange 3” wieder mehr auf den Unterhaltungsfaktor setzt.

Life Is Strange 2
TEST: Life is Strange 2 – Episode #4 – Allein der Glaube zählt
“Insgesamt ist die Episode #4 von Life is Strange 2 die bislang schwächste der kompletten Staffel. Auch wenn die Themen darin absolut nicht unwichtig sind und man sich seiner Linie treu bleibt, ist der Ansatz doch etwas zu ernst für ein Spiel. Es fehlt irgendwie an der Spannung des ersten Life is Strange, wo man mit den Charakteren mitgefiebert, sich mit gefreut und teils auch mitgeweint hat. Vielmehr wirkt Life is Strange 2 inzwischen wie eine Lehrstunde zu den Problemen der Welt, versucht darüber seinen politischen Unmut auszudrücken und spart am Ende mit nennenswerten Highlights und echten Überraschungsmomenten. Die Erzählung dümpelt gerade nur vor sich hin, wie bei einem Film, an den man sich später kaum erinnern wird. Es bleibt zu hoffen, dass es in der finalen Episode #5 noch einen echten Showdown geben wird, wobei der Teaser dazu bereits etwas anderes befürchten lässt. Gemäß Life is Strange, lassen wir uns aber gerne überraschen.”
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