Kritik: The Last of US – Eine bessere Videospiel-Adaption gab es nie!

By Esteban Belon 1 Comment
12 Min Read

Fast zwei Monate ist es nun her, dass ich nach der ersten Folge einen Artikel über die Serie schrieb und von dem vielversprechenden ersten Eindruck der Serie schwärmte. In diesem Artikel berichtete ich sowohl über Erwartungen als auch über Bedenken und so haben wir jetzt nach dem Staffelfinale endlich Gewissheit, dass man hier von „bester Spielverfilmung aller Zeiten“ wahrlich nicht weit weg ist. Wie genau sich diese Meinung zur Serie zusammensetzt und welche kleinen negativen Dinge dann doch noch auffielen, erfahrt ihr nun hier in meiner kleinen Serienkritik zu HBO’s „The Last of Us“. Gleich zu Anfang – für alle die, die sich noch nicht in HBO’s Abenteuer begeben haben sei gesagt, dass diese Review spoilerfrei sein wird und hier damit keine Gefahr besteht, sich direkt zu Anfang die Spannung zu versauen. Also, wo fang ich an?

The Last of US - HBO Serie
The Last of US – HBO Serie

Eines besseren belehrt

Als ich die ersten Trailer und Bilder zur Serie sah, war ich wahrlich nicht begeistert. Vorbelastet von den ganzen World of Warcraft’s und Uncharted’s dieser Welt war es mir wahrscheinlich einfach nicht möglich so richtig an eine Videospielverfilmung zu glauben. Klar hat HBO immer einen gewissen Standard, doch nicht nur die Umstände allein ließen mich Zweifeln. Ich mochte Bella Ramsey schon in Game of Thrones und Pedro Pascal gehört wahrscheinlich zur „Null-Hater-Riege“ und ist eh immer gern gesehen, nur als Joel und Ellie habe ich mir beide nicht vorstellen können. Dass die Charaktere nicht genau aussehen wie im Spiel ist eigentlich nicht schlimm und sollte einen auch nie wirklich stören, nachdem ich nun aber die Serie geschaut habe ist mir klar: war trotzdem so! Denn für mich gibt es sowohl an Pascal als auch an Ramsey abgesehen davon, dass sie nicht genau aussehen wie ihre Vorlagen, mal so rein gar nichts auszusetzen. Abgesehen davon, dass beide durchweg fantastisch spielen, treffen sie Joel und Ellie wirklich vollkommen. Hier steckt Hingabe, Faszination und Verständnis für die Figuren in jedem einzelnen Satz, eigentlich selbst in jedem einzelnen Blick. Bei all den Lobeshymnen an beide Akteure ist das genannte noch nicht mal das Beste an ihren Darbietungen. Die wahre Trumpfkarte des ungleichen Duos ist ihre Chemie und hier kann ich dann auch guten Gewissens sagen, dass ich eine solche Chemie nur sehr selten in einem Medium erleben durfte. Jede Interaktion erwärmt sofort das Herz oder geht bis ins Mark und das immer, ohne ein Gefühl von Unauthentizität oder Zwang hervorzurufen.

The Last of US - Joe und Ellie
The Last of US – Joe und Ellie

Feintuning

Natürlich haben wir diese großartigen Eigenschaften der Serie nicht nur den guten Schauspielern zu verdanken, eine Serie steht und fällt nämlich ganz offensichtlich mit dem wie sie geschrieben und geführt wird. Sicherlich kann man sagen, dass hier ja schon eine gute Story bereitlag und man sich da nur entlang hangeln musste und an dieser Stelle sind bereits mehrere Dinge falsch. Einmal wäre es trotzdem eine Herausforderung solch ein Spiel einfach Eins zu Eins auf eine Serie zu übertragen, vielmehr ist es aber auch die Kunst den Kern zu behalten und im besten Falle, um einige Verbesserungen zu erweitern. Ich hatte in meinem anderen Artikel bereits eine Szene erwähnt, die perfekt beschreibt wie man kleine Feinheiten anpasst um noch mehr aus der Geschichte rauszuholen und jetzt ist auch klar, dass sich das durch die ganze Serie zieht. Durch die Serie hindurch werden immer wieder kleine Dinge ausgespart, ausgeführt oder schlicht hinzugefügt und dabei fühlen sich diese Änderungen nie fehl am Platz an, sondern immer wie eine liebevolle Erweiterung bzw. Verbesserung einer faszinierenden Welt. Ganz vorne mit dabei ist wohl Folge 3, die ausführlich eine Liebesgeschichte erzählt, die im Spiel lediglich in einem Nebensatz angeschnitten wurde. Und auch besagte dritte Folge ist ein weiterer von zahlreichen Beweisen dafür, dass die Casting-Abteilung zu jeder Sekunde genau wusste, was sie tun. Abgesehen von den beiden Hauptdarstellern trifft nahezu jeder einzelne vorkommende Charakter genau ins Schwarze, ganz unabhängig davon, ob es diese im Spiel schon gab oder eben nicht.

The Last of US auch bei WOW zu sehen
The Last of US auch bei WOW zu sehen

viel Arbeit – viel besser!

Kommen wir nun zu einem der Punkte, die mich nach der ersten Folge sorgten. Ich hatte hier erwähnt, dass das Produktionsdesign mir noch nicht so richtig gefiel und ich hoffte, dass sich das im Verlauf der Serie dann nochmal steigern würde. Zum Glück wurde ich auch in dieser Hinsicht aufgefangen, denn „The Last of Us“ nimmt einen nicht mit durch eine CGI-Apokalypse, nein, sie haben tatsächlich riesige Sets gebaut und sind, man mag es kaum glauben, auch zu verschiedenen Locations gefahren. Das mag dem ein oder anderen jetzt selbstverständlich vorkommen, leider ist es aber heutzutage so, dass Gelder und Aufwand immer häufiger eingespart werden und einfach alles im Studio abgedreht wird. Ist für die Produktion zwar einfacher, sieht am Ende aber ziemlich seelenlos und störend aus. Wenn Joel und Ellie hier also durch Straßen laufen, die sich die Natur schon lange wieder zurückgeholt hat, dann tun sie das wirklich. Wenn die beiden durch einen Wald laufen, ist das Team tatsächlich in einem Wald unterwegs und wenn man in einem eisigen Schneegebiet unterwegs ist, dann ist auch hier klar, dass sie sich die Mühe der Reise auch hier gemacht haben. Immer dann, wenn unsere Helden durch Landschaften traben fällt das großartige Produktionsdesign auf, welches sich in der ersten Folge noch nicht so richtig zeigen wollte. Doch auch abgesehen des gut getroffenen Apokalypse-Settings, ist das Produktionsdesign auf einem erkennbar hohem Niveau, denn wenn mal eines der bedrohlichen Zombie-Geschöpfe um die Ecke kommt, dann sehen diese immer super gut gemacht und wirklich gefährlich aus. Leider hat die Serie immer wieder Probleme mit den ganz großen CGI-Aufnahmen, denn immer, wenn im Hintergrund die Skyline einer Großstadt zu sehen ist oder hinter einer Giraffe (ja, sogar die ist echt) eine idyllische Landschaft zu sehen ist, erkennt man einen sehr groben Unterschied zum restlichen Look und da muss ich sagen, das hat mich an einigen wenigen Stellen auch kurz herausgebracht.

The Last of US - Bloater Infected
The Last of US – Bloater Infected

Gute Momente, schlechtes Timing

Wenn wir schon bei den wenigen Negativ-Punkten der Serie sind, bleiben wir eben auch da kurz und sprechen noch über ein anderes, eher subjektives Thema. Ich selbst fand die bereits erwähnte Folge 3 überragend, mochte auch die deutlich schwächere Folge 7 und hab mich generell gern in Rückblenden und Ausschweifungen in die spannende Welt von „The Last of Us“ gern verloren. Dennoch sehe ich hier folgendes Problem: Wir haben nicht nur eine sehr begrenzte Anzahl an Folgen und damit auch Zeit, die wir mit Joel und Ellie verbringen können, wir mussten auch noch jede Woche auf eine neue Folge warten. Die Schattenseite solch gut geschriebener Charaktere und Beziehungen ist in diesem Fall also, dass man immer mehr und mehr von ihnen will, ohne dabei Unterbrechungen haben zu wollen. Nach den ersten zwei Folgen habe ich mich also dermaßen gefreut zu sehen, wie es mit den beiden weitergeht, dass die Serie es tatsächlich geschafft hat mich mit einer Emmy-Reifen Liebesgeschichte regelrecht zu enttäuschen. Dieses Gefühl kam nicht nur in dieser Folge auf, denn wann immer es längere Rückblicke gab, teilweise ganze Folgen für eines der Nebengeschichten drauf ging, riss mich das komplett aus dem „Flow“ der Serie heraus. Ganz stark war das dann offenkundig bei Folge 3 und Folge 7, die sich jeweils komplett mit einer Nebengeschichte beschäftigen. Wie gesagt, grundsätzlich mochte ich diese Blicke nach links und rechts sehr und speziell Folge 3 wird vollkommen zurecht voraussichtlich noch Thema für die ein oder andere Preisverleihung sein, die Chronologie der Folgen gefiel mir dennoch nicht. Besser wäre es meiner Meinung nach gewesen, die Geschichte von Joel und Ellie linearer auszuerzählen und irgendwann zwischen Staffel 1 und der kommenden Staffel Folge 3 & 7 als Special zu veröffentlichen. Diese Art das Warten auf die nächste Staffel für die Fans etwas zu verschönern, kenne ich persönlich, die ebenfalls zwischen beiden Staffeln zwei lange Folgen mit jeweils einer schön geschriebenen und inszenierten Nebengeschichte veröffentlichten und damit den Fans nicht nur eine Freude machten, sondern auch den „Flow“ der Hauptserie nicht störten.

The Last of US - Ellie und Riley
The Last of US – Ellie und Riley

Fazit

Nichts schreit wohl mehr „Luxusproblem“ wie wenn sich jemand über ein paar wenige schlechte CGI-Momente und großartige Rückblicke, die einfach nur nicht so passend platziert sind, echauffiert. Genau das sind meine Kritik-Punkte schlussendlich auch – Luxusprobleme. Die Serie fängt sowohl was Charaktere angeht als auch in Bezug auf die Welt und die Geschichte alles ein, was das Spiel zu jenem Welthit machte, der er nun mal ist. Immer wieder begegnen einem tolle Anpassungen und Veränderungen, die immer einen positiven Einfluss auf die Serie haben und selbst kleine Hommagen an Klischee-Gameplay-Momenten („Klettere mal nach oben und wirf mir die Leiter runter“) erwärmen auch das Gamer-Herz in regelmäßigen Abständen. Die Serie wird in jeder einzelnen Rolle großartig gespielt, die Chemie von Bella Ramsey und Pedro Pascal ist unfassbar und die Apokalypse sieht weit besser aus als das, was z.B. „The Walking Dead“ oder eben andere Zombie-Projekte in weiten Teilen machten. Ich selbst habe zuvor noch keine bessere Umsetzung eines Spieles in Film- oder Serienform gesehen und so bleibt mir nichts anderes übrig als großen Respekt an das auszusprechen, was HBO da geschaffen hat. Es ist keine perfekte Serie und es gibt durchaus auch noch Luft nach oben, trotzdem ist diese 9/10 besser als all das, was Spielverfilmungen vorher versucht haben. Wie viele andere wahrscheinlich auch, freue ich mich unfassbar auf die zweite Staffel, fühle mich aber gleichzeitig auch noch überhaupt nicht bereit für das, was da kommt – wer den zweiten Teil kennt, weiß, wovon ich rede…

Seit dem 12.03.2023 ist die komplette Staffel von HBO’s „The Last of Us“ hierzulande auf WOW als Stream verfügbar. Im Juli erscheint außerdem die UHD-Fassung, die zusätzlich drei Stunden Bonusmaterial auffährt und hier vorbestellt werden kann.

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MaxPower
1 Jahr zuvor

Also ganz ehrlich…bin etwas enttäuscht von der Serie.
Hab alle Teile mehrmals durchgespielt mit Freuden.
In meinen Augen mit das beste was ich je auf Konsole gespielt habe…( hab mit dem GameBoy angefangen).
Die Serie ist ganz gut aber die Infizierten kommen viel zu kurz, wenn man bedenkt das sich das Game doch in erster Linie darum dreht. Klar die Beziehung zwischen Ellie und Joel jetzt mal aussen vor gelassen. Hoffe dass das Augenmerk in Staffel 2 bissel mehr dahin gelegt wird.

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