Xbox Game Pass: Vom Hoffnungsträger zur Fußnote – Microsoft hat erste Zweifel

Microsofts Xbox Game Pass verliert an Bedeutung – von der gefeierten Killer-App zum optionalen Angebot. Phil Spencer zieht leise die Reißleine für das Abo-Modell.

Niklas Bender
Freelancer und Editor-in-Chief bei PlayFront.de seit 2022. Liebe die PS5, zocke quer durch alle Genres und eine Schwäche für humorvolle Texte – Sarkasmus inklusive.
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Es war einmal – so beginnen viele Märchen. Und genau so fühlt sich heute die Geschichte des Xbox Game Pass an: wie ein schönes Versprechen, das in der Realität verblasst. Was einst als revolutionärer Game-Changer gehandelt wurde, ist laut Xbox-Chef Phil Spencer heute nur noch „eine Option“. Eine Aussage, die selbst die grünste Schatztruhe nicht mehr glänzen lässt.

Man erinnere sich: Als Microsoft den Game Pass einführte, wirkte es fast schon wie ein Angriff auf die klassischen Besitzstrukturen im Gaming. „Netflix für Spiele“ – klang cool, klang modern, klang nach Zukunft. Und ja, für einen Moment war es das auch. Vor allem für Power-User, die monatlich mehrere Titel ausprobieren wollten. Doch was als „Killer-App“ für Xbox begann, mutiert nun zur Nebensache im Microsoft-Kosmos.

Von der Zukunftsvision des Game Pass zur Realität – und zurück auf den Boden

Die jüngsten Aussagen von Spencer im Interview mit Variety sprechen nämlich Bände. Statt den Game Pass wie gewohnt als Flaggschiff zu preisen, spricht er davon, dass das Modell „nicht für jeden geeignet“ sei. Wer also nur ein bis zwei Spiele pro Jahr spiele, solle sich diese einfach kaufen – Game Pass sei dann nicht die richtige Wahl. Klingt fast so, als hätte Microsoft erst jetzt erkannt, dass die Mehrheit der Spieler eben keine Dauerzocker sind. Überraschung.

Wirklich überraschend ist jedoch der abrupte Sinneswandel. Noch vor wenigen Jahren war Game Pass das Symbol für Microsofts Vision: plattformunabhängiges Gaming, nahtlose Integration, monatlicher Content-Nachschub. Heute ist davon wenig übrig – zumindest im Marketing. Die Zahl von 110 Millionen Abonnenten bis 2030, einst als Zielgrenze genannt, wirkt inzwischen wie ein schlechter Witz. Aktueller Stand: 34 Millionen. Wachstum? Eher ein Trippelschritt, wenn überhaupt. Selbst Branchenkenner äußern zunehmend Zweifel an diesen Zielen.

Game Pass: Kein Massenphänomen, sondern ein Nischenprodukt

Dabei war der Druck intern enorm. Satya Nadella, Microsoft-CEO persönlich, hatte sich den Game Pass-Zuwachs sogar in seinen Bonusvertrag schreiben lassen. Heute spricht niemand mehr darüber. Stattdessen verlagert sich der Fokus auf plattformübergreifende Veröffentlichungen – auch auf PlayStation und die Nintendo Switch 2 – sowie Cloud-Gaming, das ebenfalls nicht so richtig durchstartet.

Das eigentliche Problem liegt tiefer: Microsoft scheint selbst nicht mehr zu wissen, wofür Xbox überhaupt noch steht. Ist es eine Konsole? Ein Service? Eine App auf Smart-TVs? Der Game Pass war einst als klare Antwort auf diese Fragen gedacht – heute ist er nur noch ein Teil der „Gleichung“, wie Spencer es vage formuliert. Momentan läuft es darauf hinaus, dass Xbox in Zukunft „nur noch“ als Service existiert.

Was bleibt, ist das Gefühl, dass Microsoft den einstigen Hoffnungsträger langsam, aber sicher ins Abseits stellt. Nicht, weil er gescheitert wäre – sondern weil die eigenen Erwartungen zu hoch, die Realität zu nüchtern und das Geschäftsmodell zu komplex war, um auf die Masse zu wirken.

Und so bleibt vom leuchtenden Versprechen des Game Pass heute vor allem eines: ein grünes Glimmen in der Ferne, das immer weiter verblasst.

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