Die PlayStation 4 läuft in den kommenden Monaten noch einmal zu Höchstform auf und verspricht einige Spiele, die schon jetzt echtes Blockbuster Potenzial haben. Einer dieser Titel ist “Days Gone” vom Entwicklerstudio Sony Bend, den man in der vergangenen Woche im Rahmen einer Preview Tour noch einmal ausführlich vorgestellt hat. Dies war für uns bereits die zweite Gelegenheit nach der EGX 2018, neue Eindrücke von “Days Gone” zu sammeln und die beeindruckenden Fortschritte zu erleben, die das Survival-Adventure in nur wenigen Monaten gemacht hat.
Beachtliche Fortschritte
Bislang hatte Sony nur grob umschrieben, worum es in “Days Gone” geht. Eine post-apokalyptische Welt, mutierte und rasende Freaker-Gestalten und ein Protagonist im Mittelpunkt, dessen Herz gerade an einer verlorenen Liebe zerbricht. Ja, auch ein sonst ziemlich harter Biker-Typ wie Deacon St. John darf hier mal Gefühle zeigen. Wie das allerdings alles zusammenpasst, wurde in den bisher gezeigten Versionen des Spiels nicht so ganz klar. Das hat sich jetzt allerdings schlagartig geändert und ließ “Days Gone” nicht mehr wie ein weiteres Survival-Spiel von der Stange wirken.
In den rund ersten zwei Stunden von “Days Gone” wurden zunächst allerhand Grundlagen erklärt, die wichtigsten Charaktere eingeführt und die grundlegende Stimmung vermittelt, die wie üblich nach einer globalen Pandemie leicht deprimierend angehaucht ist. Deacon trauert noch immer seiner großen Liebe nach und streift nun durch die Wildnis von Farwell – Oregon, auf der Suche nach Ressourcen, einem sicheren Platz zum Bleiben und dem Bestreben, solange wie möglich zu überleben. Dass das nicht wirklich leicht wird, konnten wir vor allem aus der spielerischen Sicht erleben, die hier eine ungeahnte Tiefe erlaubt und “Days Gone” damit dem Survival-Genre gerechter als manch anderer Titel wird.
Wie erwähnt, war es für Sony diesmal aber auch wichtig, ein wenig von der Story zu zeigen, so dass wir hier zunächst einen Mix aus aktuellen Tagen und einigen Rückblenden mit Deacon´s Frau Sarah erleben. Schon hier zeigte sich besonders die filmische und mitreißende Inszenierung a la Uncharted, die uns nach wenigen Minuten komplett in diese Welt gezogen hat. Was genau mit Sarah passiert ist, wurde dann einfach übersprungen, um wohl nicht zu viel zu spoilern. Aber wo die Frau nicht mehr ist, steht euch noch ein Bike zur Seite, quasi die zweite große Liebe von Deacon, mit dem dann auch die Gameplay-Preview begann.
Ein Mann und sein Bike
Ganz im Stil eines echten Bikers cruisten wir durch die Wälder, auf der Suche nach Ressourcen, müssen uns hier und da mit ein paar mutierten Gestalten auseinandersetzen oder einen düsteren, von Freakern überrannten Tunnel durchqueren. Hier kam bereits ein interessantes Gameplay-Element zum Vorschein, bei dem man ganze Freaker-Nester ausräuchern und diese damit heraustreiben konnte. Entweder man erledigt diese mit roher Waffengewalt, sobald sie auf einen zustürmen, oder platziert vorab einen Sprengsatz, um dem Ansturm gerecht zu werden. Laut Sony haben diese Nester auch einen essentiellen und langfristigen Effekt, wonach die Umgebung sicherer wird, je mehr man davon auslöscht, ebenso je mehr Gebiete man vollständig säubert.
Zurück zum Bike wurde zunehmend klar, welch wichtige Rolle es in “Days Gone” spielt, fast wie ein stiller Partner, um den man sich hier und da auch sorgen muss. Nicht nur, dass man den Benzintank stetig im Auge behalten muss, auch Reparaturen werden hin und wieder fällig, es werden mal Ersatzteile gebraucht und auch sonst ist das Bike euer stetiger Begleiter, der euch nicht nur einmal das Leben retten wird. Denn auf zwei Rädern ist man bekanntermaßen ja etwas schneller auf der Flucht, als auf zwei Füßen. Ebenso lässt sich hier auch zusätzliche Munition verstauen, falls es damit mal knapp werden sollte. Fast schon ein zweites Mal wird Deacon dann das Herz gebrochen, als euer Bike auch noch gestohlen und verschleppt wird, was uns wiederum in ein Camp mit weiteren Überlebenden verschlägt.
Eine Hand ölt die andere
So ganz alleine ist man nämlich nicht in dieser rauen Welt unterwegs und trifft hin und wieder auf “Freunde”, auch wenn diese Freundschaften nicht selten auf Gefälligkeiten basieren. Das zeigt sich unter anderem in diesem Camp und seinen Bewohnern, für die man in verschiedenen Bereichen Ressourcen sammeln darf, etwa für die Küche oder Ersatzteile für Bikes, um diese weiter aufzuwerten. Eine Hand wäscht auch hier die andere, was unter solchen Bedingungen überlebenswichtig erscheint. Im Gegenzug erlangt man deren Vertrauen oder sammelt Erfahrungspunkte, die man ganz klassisch in einem Talentbaum einsetzen kann. Über diesen definiert man dann übrigens auch seinen persönlichen Playstyle, aufgeteilt in Nah- und Fernkampf und Überleben. Vom Nahkampf bekam man indes eine gute Kostprobe, das nicht nur simples Haudrauf umfasste, sondern auch weitergehende Mechaniken, wie seitliches abrollen und ausweichen oder mehrere Gegner gezielt im Wechsel angreifen, was obendrauf ziemlich dynamisch wirkte. In Bezug auf Survial verfügt Deacon unter anderem über Fähigkeiten wie Fährtenlesen, um etwa Feinde zu verfolgen, die sich dann ebenfalls weiter verbessern lassen. Mit Erfahrungspunkten ist man in “Days Gone” offenbar auch recht sparsam, von denen wir während der gesamten Gameplay-Session gerade mal einen verdient haben. Ein kurzer Check im Talentbaum bestätigte uns dann, dass dieser doch recht übersichtlich daher kommt und man sich wohl nicht zu lange damit aufhalten wird.
In diesem Zusammenhang war im Übrigen die Nutzung des Touchpad mal wieder erfrischend zu sehen, das viele Entwickler offenbar vergessen haben. So reicht hier ein Wisch in die entsprechende Richtung, um das jeweilige Menü aufzurufen. Dieses Controller-Feature wird leider ja so wenig genutzt, dass es im Fall von “Days Gone” zunächst recht ungewohnt erscheint, sich so aber auch wieder aufs Neue entdecken lässt.
Im weiteren Verlauf der Demo besuchten wir noch einen Gedenkstein an Deacon´s Frau Sarah, wobei wir uns hier durch unser eigenes Basislager aus alten Schrottautos bahnen mussten, inkl. diverser Freaker-Begegnungen. Am Ende standen wieder herzzerreißende und filmische Rückblenden, auf die Sony Bend offenbar liebend gerne zurückgreift, denn insgesamt sollen es mehrere Stunden nur Zwischensequenzen sein, die man produziert hat. Das könnte gleichzeitig aber auch zu einem kleinen “Problem” werden, denn hin und wieder konnten wir erleben, wo uns einfach “die Waffe aus der Hand” genommen wurde, anstatt selber abdrücken zu dürfen. Ein Phänomen, das man so ähnlich auch aus den Quantic Dream-Spielen her kennt und das mitunter auch mal für Verwunderung in diesem Moment sorgt.
Wo geht die Reise hin?
Bis zu diesem Punkt bekam man einen guten Eindruck davon, was Sony Bend mit der Welt und der Story von “Days Gone” vermitteln möchte. Wo das endgültige Ziel dieser Reise liegt, bleibt allerdings noch ein Geheimnis, das wir uns dann auch für den finalen Release im April aufheben wollten. Insgesamt funktioniert die Idee auch schon sehr gut und weiß sich von anderen Survival-Spielen oder ähnlichen Settings deutlich abzugrenzen. Auch das harte und raue Biker-Feeling kommt wunderbar herüber, während die post-apokalyptische Atmosphäre an jeder Ecke authentisch widergespiegelt wird.
Das zeigt sich auch in der visuellen Präsentation von “Days Gone”, das ich nach wie vor in dem Look einordnen würde, auf den auch Naughty Dog mit “The Last of Us” gesetzt hat. Natürlich ist “Days Gone” nach so vielen Jahren technisch viel weiter, es steckt unheimlich viel Arbeit in den Animationen, Texturen und Gesichter wirken zeitgemäßer und noch realitätsnaher und auch an Details wird nicht gespart, etwa ein flatterndes Bandana in der hinteren Hosentasche von Deacon, das einem direkt ins Auge fällt, oder die weiten Landschaften mit Postkartenmotiv-Charakter. Solche Details findet man immer wieder in der Welt und zeigen, dass auch die Sony Studios bei Open-World-Spielen in Sachen Lebendigkeit und Charme ganz vorne mitmischen können.
“Auch wenn es bei Days Gone sicherlich noch einige Fragen gibt, die man gerne im Voraus beantwortet haben möchte, kann man es nach der aktuellen Gameplay-Preview kaum noch abwarten, endlich das finale Spiel in den Händen halten zu können. In erster Linie ist noch immer nicht ganz klar, was eigentlich das Ziel unseres Bikers Deacon ist? Um das zu erfahren wird man sich allerdings ausgiebig in dieser von einer Pandemie heimgesuchten und obendrauf beeindruckenden Welt beschäftigen können, die viele klassische Survival-Ansätze, aber auch interessante Elemente verspricht. Sicherlich sind die Ideen dazu nicht alle ganz neu, dennoch weiß Days Gone mit einigen seiner Eigenheiten zu überzeugen, sei es das Bike als stiller “Partner”, nicht alltäglichen Gameplay-Mechaniken, der cineastischen Inszenierung in dieser offenen Welt, oder den vielen charmanten Details, die immer wieder ins Auge fallen. Nicht zuletzt ist es aber auch der Protagonist selbst, der mit seinem Harter-Kerl / weicher Kern-Charakter auf seine Art sehr sympathisch wirkt. Man darf gespannt sein, ob Sony Bend die aufregenden ersten beiden Stunden von Days Gone über das gesamte Spiel nachher aufrecht erhalten kann. Wir sind uns jedenfalls sicher, hier schlummern nicht nur Freakers an jeder Ecke, sondern ein echter Survival-Hit auf von Sony gewohnt hohem Niveau.”
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