Mit dem gestrigen Firmware Update für die PS5 hat Sony das 3D Audio-Feature mittels der Tempest Engine erweitert, die nun auch reguläre TV-Lautsprecher unterstützen. Bislang war das nur über Kopfhörer möglich. Damit macht man zwar einen Schritt weiter nach vorne, geht aber immer noch nicht weit genug. Überzeugend ist 3D Audio somit immer noch nicht ganz, was aber auch stark von den individuellen Gegebenheiten abhängt.
Durch Sonys vollmundiges Versprechen, man könne mittels 3D Audio ein ganzes Heimkino ohne aufwendiges Lautsprecher-Setup simulieren, gilt das Heimkino also auch weiterhin als Referenz, mit dem sich 3D Audio messen muss. Da das mit den Kopfhörern aber schon nicht überzeugte, waren die Erwartungen an einfache TV-Lautsprecher diesmal auch nicht ganz so hoch gesteckt.
Herhalten musste dafür Sonys neueste XR-TV-Serie mit Acoustic Surface-Technologie, bei der es also keine aktiven Lautsprecher gibt, sondern der Klang mittels der Schwingungen des Displays erzeugt wird. Lediglich ein Basstreiber für tiefe Frequenzen arbeitet im Hintergrund. Der Vorteil an dieser Technologie ist laut Sony ein natürlicheres Klangerlebnis, das direkt aus dem Bildschirm kommt und nicht aus Lautsprechern an den Seiten oder dahinter. Die Acoustic Surface-Technologie an sich wird bereits durch eine Raumkalibierung optimiert, um den Sound optimal auf den aktiven Zuhörer davor zu richten und die räumlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen.
Alleine Raumkalibierung ist ein hoch komplexes Thema, das seit Jahren vor allem von Heimkinoherstellern immer weiter verfeinert wird. Die PS5 nutzt für 3D Audio via TV ebenfalls eine Raumkalibierung, um das dreidimensionale Klangfeld besser aufeinander abzustimmen. Dazu wird der DualSense Controller als Mikrofon an der Hörposition des Spielers platziert, während im Anschluss ein ziemlich unangenehmes Geräusch eine Raumvermessung vornimmt. Das ist in der Tat schon einmal der richtige Ansatz, um ein räumliches Klangbild besser abzubilden. Man sollte also annehmen, dass eine PS5 zusammen mit Sonys neuester TV-Serie das Optimum erreicht. Leider ist dem aber nicht so!
TV-Lautsprecher brauchen Power
Die ersten Eindrücke sind auch hier ziemlich ernüchternd, insbesondere wenn man weiß, was raumfüllender 3D-Klang wirklich leisten kann. Im Grunde waren diesmal nur die Sounds vor einem direkt aus dem TV, ein wenig links und rechts und aus dem DualSense Controller explizit wahrnehmbar. Alles hinter oder über einem, wie auch in der Grafik von Sony dargestellt, ist quasi nicht vorhanden.
Das verwundert kaum, wenn man einmal berücksichtigt, dass auch aktuelle TVs mit Dolby Atmos an Bord ebenso wenig überzeugend sind. Es fehlt den meisten TV-Lautsprechern nicht nur an Power, auch die enge Anordnung der Lautsprecher sind meist eher suboptimal, um ein raumfüllendes Klangbild zu realisieren, das bis hinter den Zuhörer reicht. Hinzu kommt, dass kleinste räumliche Gegebenheiten, wie Türen, Fenster, Vorhänge etc. die Soundausgabe beeinflussen können.
Zusätzliche Stereo-Lautsprecher helfen
Interessante Ergebnisse brachten allerdings zusätzliche Lautsprecher, in dem man schlichtweg einen Stereoverstärker oder ein Heimkino so konfiguriert, dass größere Lautsprecher links und rechts und mit etwas Abstand als TV-Lautsprecher von der PS5 identifiziert werden. Dazu muss man lediglich einen Verstärker zuschalten und in den Audiooptionen der PS5 erneut TV-Lautsprecher als Ausgabegerät erzwingen. Damit wird das unkomprimierte PCM-Signal vom Stereoverstärker übernommen und über die beiden Lautsprecher ausgegeben. Eventuelle Surround-Lautsprecher, Center, TV-Lautsprecher etc. bleiben stumm, auch wenn dieses Setup entgegen Sonys Idee steht.
Et voilà, schon hört sich die Sache ganz anders an. Tatsächlich waren Effekte nun auch von hinten wahrnehmbar, etwa wenn Autos an einem in Destruction All Stars vorbei rauschen oder in Astro Bot der Wind durchs Zimmer weht. Auch das Soundvolumen und die Höhen wurde gesteigert und vermittelten im Ganzen eine erheblich bessere Atmosphäre. Die Effekte sind zwar immer noch recht schwach und könnten präziser sein, bilden aber das ab, was sich Sony wohl anhand dieses einfachen Setups vorstellt. Dass hier tatsächlich 3D Audio simuliert wird, kann man auch ganz einfach gegenprüfen, in dem man in der PS5 zurück auf Heimkino wechselt, aber nur zwei Lautsprecher als Setup bestimmt. Das klangliche Volumen nahm in dem Fall sofort ab und Surroundeffekte blieben ebenfalls aus.
Wie gut 3D Audio über den TV funktioniert, hängt offenbar also stark von der Leistungsfähigkeit der integrierten Lautsprecher ab. Ebenso dürften die räumlichen Gegebenheiten eine nicht unerhebliche Rolle spielen, wenn Sony schon auf eine Raumeinmessung zurückgreift. Wahre Wunder sollte man dennoch nicht erwarten, vor allem nicht, wenn mit einem eher schwachen TV ein 50m² Zimmer beschallen will. Hier dürften sich die Soundeffekte eher im Nichts auflösen. Leider gibt Sony auch keine konkreten Setup-Beispiele oder Optimierungstipps aus, sondern geht wohl einfach davon aus, dass es irgendwie funktioniert.
3D Audio scheint also einige Fortschritte zu machen, wird sein Potenzial letztendlich aber erst mit einem nativen Setup voll ausspielen können. Wann damit zu rechnen ist, steht derzeit jedoch völlig in den Sternen. Als nächstes dürften Soundbars an der Reihe sein, wobei wir diese auf dem Level unseres improvisierten Stereo-Setups sehen.
Den bestmöglichen Sound beim Gaming und der PS5 erhält man derzeit also weiterhin nur mit einem Heimkino in Kombination mit einem exzellenten Upmixer, wie Auro 3D, der das 5.xx, 7.xx & Co. Signal noch einmal deutlich aufwertet. Was 3D Audio auf PS5 betrifft, sind wir auf den nächsten Schritt gespannt, auch wenn uns Dolby Atmos fürs Gaming inzwischen lieber wäre.