Sony hat sich kräftig gewehrt, nachdem der ehemalige Bungie-Chef Chris Barrett eine Klage im Wert von 200 Millionen Dollar gegen den Konzern eingereicht hat. Die Klage, die kurz vor Weihnachten 2024 eingereicht wurde, wirft Sony vor, Barrett nach seiner 25-jährigen Karriere im Studio ungerechtfertigt behandelt zu haben. Die Verantwortlichen von Sony jedoch haben das nicht einfach auf sich beruhen lassen. Sie fackelten nicht lange und ließen sich die Chance nicht entgehen, jetzt endlich zu kontern. Gleichzeitig wurden damit pikante Details enthüllt, wie es in Führungsetagen so zugeht.
Intime Details auf 128 Seiten
Die Antwort kam prompt in Form einer 128-seitigen Klageschrift, die Barretts Anschuldigungen ein für alle Mal widerlegen sollen – oder zumindest vehement bestreiten. Als Teil dieser Antwort veröffentlichte Sony Textnachrichten, die Barretts Verhalten aus ihrer Sicht entlarven sollten. Laut Sony sei Barretts angebliches Fehlverhalten der wahre Grund für seine Entlassung, nicht etwa die Übernahme durch Sony. In den veröffentlichten Nachrichten gibt es Aussagen, die Barrett in einem durchaus fragwürdigen Licht zeigen, was er den „Opfern“ seiner Nachrichten angeblich mitteilte. Einige Textnachrichten lesen sich etwa folgendermaßen: „Ich mache mir nur Sorgen. Ich schreibe dir wirklich gern Textnachrichten und rede mit dir. Ich möchte nicht, dass er auf die richtige Idee [falsche Gedanken?] kommt.“ […] „Ich hoffe, [dein Freund] hat nichts dagegen, dass ich dir so viele SMS schreibe“.
Diese Nachrichten werfen Fragen auf, besonders wenn man sie im Kontext der Anklage betrachtet, die Barretts Anwälte als „Manipulation“ und „Unaufrichtigkeit“ von Sony darstellen. Die Debatte, die sich hier entfaltet, ist ein wahres Drama – und nicht nur juristisch. Für Außenstehende wirkt es beinahe wie ein Thriller aus der Spieleindustrie, bei dem es um viel mehr geht als nur um Vertragsfragen und finanziellen Ausgleich.
Ganz oben geht es locker zu
Doch es ist nicht nur der Kampf um das Geld, der das Drama ausmacht. Die Textnachrichten, die Barrett in Schwierigkeiten bringen, könnten eine breitere Diskussion über das Verhalten von Führungskräften in der Gaming-Industrie anstoßen. Den letzten Skandal dieser Art hatte der frühere Activision-CEO Bobby Kotick nach sich gezogen, dem vorgeworfen wurde, solche Verhaltensweisen zu fördern.
Sony hat nicht nur mit dem finanziellen Druck zu kämpfen, sondern auch mit den schlüpfrigen Details, die durch diese Klage ans Licht kommen. Während Barretts Anwälte an der Seriosität von Sonys Vorwürfen zweifeln, hat der Konzern alles getan, um die öffentliche Meinung in seiner Richtung zu lenken.
In den kommenden Monaten dürfte die rechtliche Auseinandersetzung weitergehen – und wer weiß, welche weiteren Details noch ans Licht kommen. Die Gaming-Welt wird sich diesen Schlagabtausch nicht entgehen lassen, und die Folgen könnten weit über diese eine Klage hinausgehen.
[Update] Über eine Anwalts- und Council-Vertretung lässt Mr. Barret heute folgendes Statement mitteilen:
„Sony sucht sich weiterhin unaufrichtig Textnachrichten und angebliche Gespräche heraus und macht unbegründete und schlüssige Aussagen, um Christopher zu diffamieren und seine Kündigung zu rechtfertigen, um ihm nicht zahlen zu müssen, was ihm gemäß seinen Arbeitsverträgen zusteht. Es ist bezeichnend, dass Sony weder die vollständigen Textnachrichten noch den gesamten Inhalt dieser Gespräche als Beweismittel beifügt, und nichts in Sonys Antwort bietet eine legitime rechtliche oder tatsächliche Grundlage für eine Kündigung Christophers aus wichtigem Grund. Christopher ist zuversichtlich, dass, wenn alle Beweise vorgelegt werden, klar sein wird, dass Sony an einem Komplott beteiligt war, um ihn seiner Rolle und der Aktienprämien zu berauben, die er für seine 25 Jahre treuer Dienste für das Unternehmen verdient hat.“
Der Fall dürfte sich also noch eine Weile hinziehen, und wer am Ende Recht hat, werden wohl die Richter entscheiden müssen.