TEST: Lil‘ Guardsman – Du kommst hier nicht rein!

Patrick Held Add a Comment
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Überall sieht man die Werbeanzeigen für die großen AAA-Blockbuster Spiele wie Suicide Squad oder Rise of the Ronin. Und da kommt dann ganz still und heimlich eine kleine Torwächterin um die Ecke und kann auf voller Länge überzeugen. Entwicklers Hilltop Studios und Publishers Versus Evil haben mit „Lil‘ Guardsman“ eine Überraschung vollbracht, die man auf den ersten Blick so nicht erwartet.

Härter als der Berghain-Türsteher

Wir schlüpfen in die Rolle der zwölfjährigen Lilith, kurz Lil, die für ihren liebevollen, aber etwas schusseligen Vater die Schicht am Wachposten der Stadt Sprawl, und entscheidet so, wer durch das Tor schreiten darf und wer nicht. Was zunächst relativ unspektakulär erscheint, bringt aber große Kraft mit sich. Und aus großer Kraft folgt große Verantwortung. Denn mit unseren Handlungen beeinflussen wir mehr in der Stadt, als man denkt. Wir sind Türsteher, Seelsorger und Diplomat in einem, müssen Banditen und Monster aus der Stadt halten, und so für Recht und Ordnung sorgen.

Um unsere Arbeit zu erfüllen, stehen uns einige Hilfsmittel zur Verfügung. In insgesamt 3 Runden pro Besucher können wir entweder Fragen zur Person und ihrem Anliegen stellen, können Rücksprache mit mächtigem Personal des Schlosses halten oder auf technische Hilfsmittel zurückgreifen, die mit den wundersamen Energiekristallen betrieben werden. So gibt es hier etwa ein Wahrheitsserum, ein Röntgengerät oder einen Dechiffrierring, um Geheimnisse und Verschwörungen aufzudecken. Und davon scheint es in Sprawl einige zu geben! Sollten wir mit unserer Entscheidung bei Schichtende einmal nicht zufrieden sein, können wir mit unserer mysteriösen Zeitmaschine zurückreisen und andere Herangehensweisen ausprobieren. Hoffentlich zerreißen wir damit aber nicht das Raum-Zeit-Kontinuum.

Unser Abenteuer beschränkt sich allerdings nicht nur auf unser Wärterhäuschen. Wir können uns quer durch die Stadt bewegen, mit verschiedenen Bewohnern interagieren und dadurch verschiedene Vorteile erlangen. So können wir etwa am Shop unsere Werkzeuge verbessern, während wir in der örtlichen Arena auf die Spiele wetten uns so unseren Geldbeutel etwas mehr füllen können. Daneben gibt es in Point-and-Click Manier Aufgaben zu erfüllen, um so weiter voranzukommen. Generell kann man sagen, dass das Gameplay sehr umfang- und abwechslungsreich gestaltet ist, wie man es zu Beginn nicht unbedingt erwarten würde. Es kommt keinen Moment ein Gefühl von Langeweile auf, der Unterhaltungswert ist durchweg sehr hoch und ansprechend.

Ein Hoch auf den Hofnarren

Ebenso überzeugend ist die gesamte Atmosphäre des Spiels. Die einzelnen Umgebungen sind voll mit kleinen Details und fühlen sich allesamt sehr lebendig an. Und das alles in einer Zeichentrick-Grafik die hervorragend umgesetzt wurde. Die Darstellung lässt kaum Wünsche über, alle Figuren sind gut in Szene gesetzt und versprühen ihren eigenen Charme. Besonders gut gefällt uns der durchweg gelungene Humor des Spiels. Immer wieder gibt es Anspielungen auf Elemente der Pop-Kultur, etwa wenn ein gefeuerter Kobold uns fragt, wieso ihm Passanten eine einzelne Socke geschenkt haben, und was er denn mit einer Socke soll. Oder als wir uns plötzlich in einer Gameshow wieder finden. Diese vielen und auch häufig unerwarteten Späße sind sehr ansprechend und sorgen dafür, dass wir beim Spielen auch schnell mal die Zeit vergessen, und zeigen dabei, dass man sich auch nicht immer selbst so ernst nehmen sollte. Darüber hinaus gefällt uns der Stilmix aus Mittelalter und moderner Technik sehr gut.

Dazu passen auch die gut durchdachte Story, welche in 11 Akten den Rahmen um unsere Arbeit bildet. Sie fügt sich gut ein und bringt auch die ein oder andere unerwartete Überraschung mit sich. Klar, man darf hier bei Weitem keine bahnbrechende Geschichte erwarten, von denen wir noch unseren Kindern erzählen werden, aber sie ist ansprechend und bietet eine gute Unterhaltung. Durch die verschiedenen Entscheidungen, die wir treffen, und den damit verbundenen Handlungswegen ergibt sich auch ein hoher Wiederspielwert, da es mehr als nur ein Ende der Geschichte gibt.

Ein kleiner Wermutstropfen sind die immer wieder mal im Untertitel auftretenden Fehler. Der Titel bietet eine komplett englische Synchronisation mit deutschem Untertitel. Zumindest die meiste Zeit, denn hin und wieder erscheint der Text einfach auf Englisch. Vielleicht wird das ja mit einem Update noch behoben, wer normale Sprachkenntnisse besitzt, wird aber zurecht kommen.

Lil‘ Guardsman ist für 19.99 EUR im PlayStation Store erhältlich.

Fazit

Lil Guardsman
TEST: Lil‘ Guardsman – Du kommst hier nicht rein!
"Lil' Guardsman" ist für uns eine wirkliche Überraschung. Der Titel überzeugt mit einem ansprechenden und abwechslungsreichen Gameplay, einer gelungenen Grafik und einer fesselnden Atmosphäre. Das Spiel besitzt einen guten Witz und lässt uns so die Zeit vergessen. Etwas schade sind die nur 8 Stunden Spielzeit, gerne hätten wir noch länger das Tor bewacht. Von unserer Seite aber ein ganz klarer Daumen hoch und eine eindeutige Kaufempfehlung!
8.5
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