Man wollte schon nicht mehr daran glauben, dass Naughty Dog noch eine native Version von The Last Us: Part II für die PS5 nachreicht. Schließlich hat es drei Jahre gedauert. Nun ist die Remastered-Version da, muss sich aber dennoch einige Fragen gefallen lassen, denen wir in unserem Kurztest nachgehen.
Inhaltlich ist es wohl überflüssig zu erwähnen, dass The Last of Us Part II (unser Review) ein absolutes Meisterwerk seiner Zeit war und wahrscheinlich auch heute noch um einiges besser ist als so mancher Genrevertreter. Die Story um die erwachsen gewordene Ellie nach dem Ausbruch des Virus fesselt noch immer stundenlang an den Bildschirm, während das eher ruhige Gameplay und die intensiven Spannungsmomente für sich sprechen. Zu Recht wurde The Last of Us Part II dafür mit unzähligen Preisen überhäuft und ist als Spieltipp in diesem Genre immer noch erste Wahl.
Als Remaster kommt es viel zu spät
Ich habe The Last of Us Part II damals durchgespielt und hatte immer vor, es ein zweites Mal zu spielen. Dann aber auf der PS5, denn der zeitliche Abstand zum PS5-Launch sprach zunächst sehr dafür, dass in absehbarer Zeit eine native Version für die neue Generation folgen würde. Leider wurde daraus nichts und man musste sich zunächst mit ein paar Optimierungen und dem 60fps-Patch begnügen. Damit habe ich das Spiel zwar noch einmal gestartet, aber nur bis etwa zur Hälfte gespielt. Das war im Jahr 2021.
Jetzt, 2024 und zweieinhalb Jahre später, haben wir die native PS5-Version in der Hand. Dank des Savegame-Imports konnte ich direkt weiterspielen, musste aber erst einmal einordnen, wo ich mich im Spiel befand, was bis dahin passiert war etc. Ich konnte mich nicht an alle Details erinnern und wollte nach über 10 Stunden auch nicht mehr von vorn anfangen. Für ein Story-Spiel also eine etwas ungünstige Ausgangslage. Kurzum, für mich persönlich kommt das Remaster viel zu spät und in gewisser Weise muss man dafür auch motiviert sein. Schließlich ist The Last of Us Part II nicht das einzige Spiel auf dem Markt.
Kein Generationssprung
Und trotzdem genieße ich es gerade in vollen Zügen, denn dank der nativen 4K-Auflösung sieht es besser aus als je zuvor. Ich würde zwar nicht von einem Generationssprung sprechen, den man mit dem Remaster abliefert, aber man sieht schon in den hervorgehobenen Details, dass die PS4 dazu nicht in der Lage gewesen wäre, die nun durchweg viel schärfer und klarer sind. Trotzdem wäre die eine oder andere Ergänzung schön gewesen, die vor allem die PS5-Generation definiert, wie etwa Raytracing oder andere moderne Licht- oder Physikeffekte, die auf der aktuellen Hardware inzwischen zum guten Ton gehören.
Ganz klassisch für die PS5 ist natürlich die Implementierung der DualSense-Features, auch wenn diese für meinen Geschmack etwas prägnanter und konsequenter umgesetzt werden könnten. Teilweise wirken die Effekte willkürlich oder fehlen ganz. Gleiches gilt für den 3D-Sound, der eigentlich von der PS5 und nicht speziell vom Spiel erzeugt wird. Auch hier hätten die Entwickler noch etwas nachschärfen und die eigentlich prägnanten Details stärker und dynamischer herausarbeiten können, zumal nun auch Dolby Atmos zur Verfügung steht, das Sony selbst als Premium-Option gegenüber 3D Sound bezeichnet.
Technisch gesehen bietet The Last of Us Part II Remaster also nur überschaubare Verbesserungen, wobei mehr möglich gewesen wäre. So wirkt es ein wenig wie, als wollte man keinen allzu großen Aufwand damit betreiben oder hat sich spontan zu dem Remaster entschieden, damit man endlich mal auch etwas von Naughty Dog auf der PS5 sieht. Der Name Remaster ist in diesem Zusammenhang jedenfalls weitaus weniger zutreffend als damals der Sprung von der PS3- zur PS4-Version.
Überschaubare Extras
Die Zusatzinhalte sollen daher einen erneuten Kauf rechtfertigen, allen voran der No Return-Modus und die zusätzlichen Behind the Scenes-Levels. Der Rogue-like-Modus bietet in verschiedenen Settings unterschiedliche Herangehensweisen, mal alleine, mal im Koop mit einem KI-Partner, mal mit Stealth-Ansatz, mal offensiv. Das sorgt für einige Stunden für Abwechslung und kann durchaus Spaß machen, wenn man den Rogue-like-Ansatz mag. Aber auch hier würde ich nicht so weit gehen und sagen, dass hier der gleiche Ehrgeiz an den Tag gelegt wurde wie zuletzt bei God of War. Die Assets für den Modus wurden lediglich recycelt und immer nur neue Skins als Belohnung ist mir auf Dauer zu wenig Motivation.
Bleibt noch der Guitar-Free-Play-Modus, in dem man sich diesmal den ruhigen Spielpausen widmen und auf den Saiten einer Gitarre klimpern kann. Das zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Stimmungen. Ein nettes Extra, das aber wie die drei zusätzlichen Lost Levels kein Remaster per se definiert.
Zuletzt die Frage nach dem Preis. Für die 10 Euro im Upgrade-Pfad lohnt sich das Remaster auf jeden Fall. Die regulären 50 Euro würde ich nur investieren, wenn man The Last of Us Part II vorher noch gar nicht gespielt hat. Denn nur so lässt sich dies Neuauflage rechtfertigen. Alles andere wäre Sony wohl nur wieder auf die Füße gefallen, wenn man sich an die 80 Euro Diskussion rund um das Remake von Part I zurückerinnert.