Mit „Shadowbringers“ veröffentlicht Square Enix am 02. Juli das dritte Erweiterungspaket zu ihrem MMORPG-Epos Final Fantasy XIV, das mit mehr als 16 Millionen-Spielern zu den begehrtesten Ablegern seines Genres zählt. Höchste Zeit also, dass wir die neue Expansion in die Finger bekommen – oder zumindest eine Vorabversion.
Um das zu gewährleisten, lud Square Enix am 16. Mai nach London zu einer umfangreichen Gameplay-Session ein, in der ein Großteil der angekündigten Features und Areale getestet werden durften. Des Weiteren stand Naoki Yoshida, Producer und Director von FFXIV, in einem persönlichen Interview Rede und Antwort zu verschiedenen Entscheidungen während der Entwicklung von „Shadowbringers“ und seinen persönlichen Highlights im neuen Erweiterungspaket.
Auf diese Neuerungen darf man sich freuen
Der Tag startete mit einer kurzen Begrüßung und einer einstündigen Präsentation, die zusätzliche Infos zum neuen Erweiterungspaket offenbarte. Die meisten dieser Ankündigungen wurden einige Tage später im letzten „Letter of the Producer“ veröffentlicht und werden deshalb hier nicht mehr thematisiert.
Allerdings gab die Präsentation auch neue Einblicke in das „Trust“-System, die bisher noch nicht bekannt gemacht wurden: Beispielsweise soll die KI der verschiedenen NPCs, mit denen ihr Euch verbünden könnt, so programmiert worden sein, dass bestimmte Charakter-Eigenschaften aus den Entscheidungen der jeweiligen NPCs wiedererkennbar sind. Des Weiteren soll das Feature den Spielern helfen auch alleine Dungeons und andere Herausforderungen zu bestreiten, um so neue Jobs zu erlernen und alternative Strategien zu testen. Nichtsdestotrotz bleibt es am Effizientesten die verschiedenen Dungeons mit echten Spielern zu durchlaufen, anstatt sich ausschließlich auf die Unterstützung von NPCs zu verlassen – klingt vernünftig, immerhin sprechen wir hier von einem MMORPG.
Eindrücke zu den neuen Gebieten und Jobs
Nach der morgendlichen Einführung und Präsentation wurde es dann ernst. Immerhin wollten wir ja selber testen und die Gameplay-Demo auf Herz und Nieren prüfen. Zum Umfang der Version gehörten die neuen Jobs „Gunbreaker“ und „Dancer“, die neuen Rassen „Hrothgar“ und „Viera“, sowie die Areale „Lakeland“, „Il Mheg“ und „The Crystarium“. Außerdem war einer der neuen Dungeons verfügbar, den wir sowohl mit anderen Spielern, aber auch mithilfe des „Trust“-Systems und unseren neuen NPC-Mitstreitern durchlaufen durften.
Zu allererst möchten wir darauf hinweisen, dass es sich bei der spielbaren Demo, um eine unfertige Version gehandelt hat und sich das Spielerlebnis dementsprechend bis zum Release verändern kann. Nichtsdestotrotz hat die verfügbare Version einen wirklich guten Eindruck hinterlassen. Die neuen Areale sind traumhaft gestaltet und überbieten sich gegenseitig in visuellen Highlights: Während das „Lakeland“ mit seinen lila Wäldern und einem gigantischen See besticht, entwachsen „Il Mheg“ ein bezauberndes Schloss inmitten des Areals und allerlei Kristalle, die im ganzen Gebiet verstreut sind. Angrenzend an das „Lakeland“ lässt sich „The Crystarium“ auffinden, eine neue Stadt, die als Player Hub fungieren wird. Zwar waren in der Demo schon einige Händler und Aktivitäten verfügbar, dennoch lässt sich der ganze Umfang der Stadt wohl erst bei Release begreifen.
Neben der Erkundung der neuen Gebiete, war es uns natürlich ein besonderes Anliegen die Gameplay-Neuerungen und die neuen Jobs zu testen: Als Erstes haben wir uns am „Gunbreaker“ versucht, der als neue Tank-Klasse spielbar sein wird und ein Gunblade als Waffe benutzt. Wie von einem Tank zu erwarten, nutzt der Job hauptsächlich Nahkampfattacken, verfügt aber auch über Schussattacken mit kurzer Reichweite. Neben den offensichtlichen Unterschieden zu den anderen Tank-Jobs, spielt sich der „Gunbreaker“ jedoch sehr ähnlich zu seinen Kollegen und stellt damit eine sehr gute Alternative zu den anderen Tanks dar. Der „Dancer“ ist der zweite Job, der in „Shadowbringers“ verfügbar sein wird und ist entgegen Vermutungen nicht als Healer, sondern als DPS-Klasse spielbar. Während des Kampfes verbündet sich die Klasse mit anderen Team-Mitgliedern, die als „Tanzpartner“ fungieren und verstärkt so deren Fähigkeiten. Gleichzeitig verfügt der neue Job über eine Anzahl an Angriffen mit hoher Reichweite. Der „Dancer“ hat uns während der Demo besonders Spaß gemacht, da er mit seinem Konzept frischen Wind ins Spiel bringt und durch tolle Animationen besticht.
Bezüglich der Gameplay-Anpassungen lässt sich nicht viel bemängeln: Das neue „Charged Action“-System hilft dabei Fähigkeiten einfacher einzusetzen, da sich nun bestimmte Angriffe aufladen anstatt bei schlechtem Timing zu verfallen – dies erleichtert die Anwendung gehörig. Auch das neue „Casting Interruption“-System vereinfacht das Spielgeschehen, da man nun sieht welche Angriffe von Gegnern man unterbrechen kann und eine Bestätigung bekommt, sofern der Versuch erfolgreich ist. Auch der Wegfall von Tactical Points wirkt nützlich, um die Komplexität des Spiels im Rahmen zu halten. Generell wirken die bereits implementierten Anpassungen sinnvoll und tragen zu einem gut ausbalancierten Spielgefühl bei.
Der neue Dungeon „Don Mheg“ und das „Trust“-System
Nachdem wir uns mit den neuen Jobs und Arealen vertraut gemacht haben, fühlen wir uns bereit mit einer Party bestehend aus drei weiteren Spielern im Schlepptau den neuen Dungeon „Don Mheg“ auszutesten. Der Dungeon befindet sich im bereits erkundeten Gebiet „Il Mheg“ und ist wie ein großes Gartenlabyrinth aufgebaut. In gewohnter MMO-Manier kämpft man sich von einer Gegnergruppe zur nächsten, die zwischendurch mit Loot unterbrochen werden. Insgesamt treffen wir im Dungeon auf drei Bosskämpfe, die es alle in sich haben. Bei allen gilt es sich eine passende Strategie zu überlegen und das Fähigkeiten-Repertoire des Gegners zu studieren um passend zu reagieren. Glücklicherweise war Square Enix nett genug die spielbaren Charaktere auf das neue Maximal-Level 80 zu setzen, sodass das Bezwingen der Bosse keine allzu großen Probleme darstellte. Dennoch lässt der Durchlauf erahnen wieviel Mühe sich die Entwickler mit den verschiedenen Herausforderungen in „Shadowbringers“ gemacht haben, was auch die Vorfreude auf die neuen Raids steigen lässt.
Im zweiten Anlauf lassen wir unsere Mitstreiter aus Fleisch und Blut zurück und entscheiden uns das neue „Trust“-System auszuprobieren. Da wir als „Gunbreaker“ die Tank-Rolle besetzen, nehmen wir Alisaie und Minfilia als DPS-Charaktere und Alphinaud als Healer mit um eine passende Light Party für einen weiteren Durchlauf zu bilden. Vorweg, das System funktioniert sehr gut und auch mit den NPCs im Team war es uns möglich den Dungeon erfolgreich zu beenden. Jeder NPC erfüllt seine Aufgaben mit Bravour und es lässt sich erahnen wie nützlich das Feature für unerfahrene Spieler sein kann, die zum ersten Mal einen bestimmten Dungeon oder Raid spielen und sich so Sicherheit für das Zusammenspiel mit anderen Spielern holen. Auch die von Yoshida angesprochenen Unterscheidungen in Verhaltensmustern sind während des Durchlaufs spürbar. So ist Alisaie eine deutliche aggressivere Angreiferin als Minfilia, die zurückhaltender agiert. Dieser Umstand könnte eine zusätzliche taktische Komponente bei der Zusammenstellung der „Trust“-Party darstellen. Bezüglich der Zukunft des „Trust“-Systems und der weiteren Ausarbeitung von Beziehungen und damit verbundenen Vorteilen, hielt sich Yoshida in unserem Interview bedeckt: Laut ihm stellt die Einführung dieses Features einen Probelauf dar – immerhin wirkt es eher widersprüchlich, dass ein MMORPG ein Einzelspieler-System fördert. Dennoch möchte das Entwicklerteam herausfinden wie die Spieler dieses Feature aufnehmen und bei Bedarf weiterentwickeln – wir dürfen also gespannt sein. Uns haben die Idee und ihre Umsetzung sehr gut gefallen und wir können uns einen Mehrwert sehr gut vorstellen.
Spielbare Version als schmackhafter Appetizer
Die Vorabversion von „Shadowbringers“ hat seinen Nutzen erfüllt, es wurde genug Inhalt gezeigt, um uns einen guten Eindruck für die Erweiterung zu ermöglichen und dennoch bleiben noch viele spannende Inhalte im Verborgenen auf die wir uns mit allen anderen Fans freuen dürfen. Auch eines der zentralsten Elemente in “Final Fantasy XIV” wurde während des Anspiel-Events gar nicht weiter thematisiert: Die Story. Diese stellt auch das persönliche Highlight von Naoki Yoshida in „Shadowbringers“ dar, wie er uns im Interview offenbarte, und ist eines der großen Alleinstellungsmerkmale von “Final Fantasy XIV” in der MMORPG-Welt. Im Interview lässt Yoshida verlauten, dass er besonders stolz auf die Storyline von „Shadowbringers“ ist und diese selbst wenige Wochen vor Release noch ständig versucht zu verbessern. Besonders der Fokus auf die Dunkelheit, die etwas Erstrebenswertes in einer Welt nur aus Licht darstellt, verleiht der Handlung, laut Yoshida, eine neue Ausrichtung, die frischen Wind in die übergreifende Geschichte von “Final Fantasy XIV” bringen wird.
Die Aussicht auf eine spannende Weiterführung der Geschichte, gepaart mit vielversprechenden Gameplay-Anpassungen, faszinierenden neuen Arealen und Städten und einem ansprechend und fordernd gestaltenden Dungeon lassen die Vorfreude auf „Shadowbringers“ in die Höhe schnellen. Somit dürfen wir uns mit allen Fans auf eine vielversprechende dritte Erweiterung des erfolgreichen MMORPGs freuen.