Das Chaos hinter der Fassade – Ein Blick auf die Enttäuschung der PS5-Generation

Die PS5 bleibt ein Erfolg, doch Sonys Fokus auf Live-Service-Games, schwache Exklusivspiele und fragwürdige Hardware-Strategien werfen einen Schatten auf das PlayStation-Erbe.

Niklas Bender
Freelancer und Editor-in-Chief bei PlayFront.de seit 2022. Liebe die PS5, zocke quer durch alle Genres und eine Schwäche für humorvolle Texte – Sarkasmus inklusive.
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Es ist kaum zu fassen, dass die PlayStation 5 mittlerweile seit vier Jahren auf dem Markt ist. Sony hat in dieser Zeit einiges geschafft – aber auch vieles vergeigt. Die PS5 bleibt zwar weiterhin eine der beliebtesten Konsolen, doch die Enttäuschung wächst. Wo einst die goldene Ära der PS4 die Erwartungen übertraf, scheint der Konzern heute mit jeder Entscheidung die Magie von PlayStation ein Stück weiter zu verlieren. Doch was ist genau schiefgelaufen? Ein kritischer Blick auf Sonys PS5-Strategie, die Fehlentscheidungen und die lauter werdende Kritik der Spieler.

Die glorreichen Jahre der PS4

Wer sich an die PS4-Ära erinnert, denkt sofort an „4 the Players“, den Slogan, der die Herzen der Gamer eroberte. Sony traf damals genau den Nerv der Zeit, indem sie sich ganz auf den Kern der Spielerfahrung konzentrierten: großartige Singleplayer-Spiele und eine leistungsstarke Konsole, die funktional und benutzerfreundlich war. Etwas anderes als Erfolg blieb Sony nach der schwierigen PS3-Ära auch kaum übrig, die nach eigenen Aussagen das Ende von PlayStation hätte sein können.

Mit Titeln wie „Uncharted 4“, „God of War“, „Days Gone“ oder „Ghost of Tsushima“ lieferte Sony emotionale und fesselnde Geschichten, die im Gedächtnis blieben. Die PS4 verkaufte sich bestens und baute eine treue Anhängerschaft auf. Doch was passiert, wenn man die Goldgrube plötzlich übersehen will?

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Der riskante Kurswechsel: Live-Service-Games und der Verlust der Identität

Die PS5 brachte dann eine merkliche Abkehr von der erfolgreichen PS4-Strategie mit sich. Sony verschob seinen Fokus zunehmend auf Live-Service-Spiele, also jene Titel, die kontinuierlich Einnahmen durch Mikrotransaktionen generieren. Ein wirtschaftlich nachvollziehbarer Schritt, schließlich sind diese Spiele günstiger in der Entwicklung und versprechen eine dauerhafte Geldquelle. Doch der Erfolg stellte sich nicht ein. Sony wählte mit „Concord“ und anderen Projekten einen eher planlosen Ansatz und scheiterte gnadenlos. Die Konsequenz: Der Antriebsmotor dieser Strategie – Jim Ryan – ging von Bord und damit auch sämtliche Pläne. Was dabei am meisten schmerzt: Die etablierten Studios, die einst brillante Singleplayer-Erfahrungen lieferten, wurden in dieses Chaos hineingezogen.

Trotz all der Rückschläge gibt es bei Sony auch Erfolge. „Helldivers 2„, das im Rahmen von Live-Service-Konzepten entstand, bietet ein großartiges Spielerlebnis und zeigt, dass Sony durchaus noch kreative Ideen umsetzen kann. Doch die Frage bleibt: Hätte dieses Spiel nicht noch mehr Potenzial gehabt, wenn Sony mehr Ressourcen in wirklich innovative und tiefgehende Projekte investiert hätte? Stattdessen füllte man die Lücken der PS5 mit Remastern und Remakes, wie dem dritten „The Last of Us Remake“ oder „Ratchet and Clank“, anstatt neue frische Exklusivtitel zu liefern. Der Spagat zwischen traditionellen Exklusivspielen und den neuen Service-Games ist bei Sony schlichtweg misslungen.

Ein ständiger Blick in den Abgrund: Die PS5-Fehltritte

Abgesehen von der Kluft in der Spieleentwicklung gibt es auch viel Kritik an der Hardware selbst. Die PS5 Pro, mit einem stolzen Preis von 799 Euro, ist ein Paradebeispiel für Sonys derzeitige Fehlplanung. Abgesehen von ein paar wenigen Exklusivspielen, die die höhere Leistung der PS5 Pro zur Geltung bringen, zeigt sich, dass die Konsole noch nicht den notwendigen Support seitens Dritthersteller erhält. Dazu kommen technische Probleme mit PSSR. Viele Spieler berichten von unscharfen Texturen und anderen grafischen Macken. Hier wurde eine teure Konsole veröffentlicht, die das Potenzial nicht voll ausschöpft – ein Fehler, den Sony teuer bezahlen könnte, wenn die Konkurrenz schneller aufholt.

Nicht viel besser sieht es mit der PlayStation VR2 aus. Die technische Leistung des Headsets ist beeindruckend, doch das Spiele-Lineup lässt zu wünschen übrig. Abgesehen von „Horizon: Call of the Mountain“ gibt es kaum nennenswerte Titel, die das VR-Erlebnis aufwerten würden. Sony hat es hier versäumt, das VR-Geschäft wirklich voranzutreiben und als eigenständigen Teil ihres Portfolios zu etablieren. Die überschaubare Spieleauswahl an AAA-Titeln und das mangelnde Vertrauen in das Produkt lassen einen fast glauben, dass Sony selbst nicht mehr an den Erfolg von VR glaubt.

Das Fazit: Ein Haufen Versprechungen, aber keine Ergebnisse

Die PS5 mag auf dem Papier eine beeindruckende Konsole sein, doch wenn man tiefer gräbt, sieht man das Chaos, das Sony hinterlässt. Die Konsolenidentität, die einst von Leidenschaft und Kreativität geprägt war, ist heute einem Wust aus Zahlen, Fokusgruppen und fragwürdigen Entscheidungen gewichen. Die Verschiebung hin zu Live-Service-Games hat viele Fans enttäuscht, da Sony den Fokus auf die Einzelspieler-Erfahrungen verloren hat. Auch die teure PS5 Pro und das VR2-Desaster tragen nicht dazu bei, den Glanz der Marke PlayStation zurückzubringen. Sony hat Glück, dass die Xbox in dieser Generation ebenfalls schwach ist, jedoch nur, um davon zu profitieren.

Bleibt zu hoffen, dass der erneute Wechsel in der Führung bei PlayStation endlich zu einem Umdenken führt. Immerhin sind erste Ansätze erkennbar, auch wenn sie noch auf sich warten lassen. Mit einer japanischen Spitze war PlayStation stets am erfolgreichsten. Die Rückkehr zu einer kreativeren, leidenschaftlicheren Vision könnte den glorreichen Zeiten der PS4 durchaus Konkurrenz machen – wenn sie denn den Mut haben, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Spieler warten darauf.

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