Es gab eine Zeit, in der Live-Looter-Shooter die Gaming-Landschaft dominierten. „Destiny 1“ und „Destiny 2“ führten die Spitze an, und zahlreiche Entwickler stürzten sich mit großen Ambitionen in das Genre. Doch diese Ära scheint sich dem Ende zuzuneigen, und die Gründe dafür sind ebenso vielfältig wie eindeutig.
Die Entwicklung eines Live-Looter-Shooters ist nicht nur teuer, sondern gleicht auch einem Ritt auf der Rasierklinge. Die ständige Nachfrage nach saisonalen Inhalten treibt die Produktionskosten in die Höhe, während die Gefahr eines grandiosen Scheiterns omnipräsent ist. „Anthem“, „Marvel’s Avengers“ und „Suicide Squad: Kill the Justice League“ sind nur einige Beispiele in den letzten Jahren für Projekte, die mit großem Budget antraten und kläglich scheiterten. Noch deutlicher zeigt sich dies aktuell bei „The First Descendent„, das seit dem Release und laut SteamDB über 90 Prozent seiner Spielerbasis verloren hat.
Der Fallout dieser Flops hat tiefe Spuren hinterlassen: Studios wie BioWare und Rocksteady ziehen sich zurück und konzentrieren sich wieder auf bewährte Singleplayer-Titel. Der Trend ist eindeutig: Wer sich einmal die Finger an der heißen Herdplatte verbrannt hat, wagt sich so schnell nicht wieder heran.
Destiny: Das schwindende Zugpferd
„Destiny“, das als Genre-Begründer gefeiert wird, steht selbst am Abgrund. Sinkende Spielerzahlen, Massenentlassungen bei Bungie und eine ungewisse Zukunft sind beunruhigende Zeichen. Selbst Sony, das 3,6 Milliarden Dollar für Bungie auf den Tisch legte, könnte inzwischen Zweifel an seiner Investition hegen. Bungies Fokus auf PvP-Titel wie „Marathon“ zeigt, dass auch hier ein Kurswechsel stattfindet.
Während sich andere Titel mühsam über Wasser halten, bleibt „Warframe“ eine Konstante. Das Spiel hat über Jahre hinweg stabile Spielerzahlen und zeigt, dass es auch ohne gigantisches Budget und riskante Experimente möglich ist, erfolgreich zu sein. Dennoch scheint die Branche nicht bereit zu sein, aus diesem Modell zu lernen.
Die Gründe unter den Spielern sind nicht einmal sonderlich komplex und folgen einem vorhersehbaren Schema: Anfangs werden Spieler mit auffälligen Designs und einer Fülle an Belohnungen überschüttet. Doch dann realisieren sie, dass diese Belohnungen größtenteils nutzlos sind und das eigentliche Ziel nur durch endlose, auf Glück basierende Grind-Sessions erreicht werden kann. Willst du dein Endgame-Gear verbessern? Viel Glück – mit einer geringen Chance auf Erfolg und dem Risiko, seinen Fortschritt zu verlieren.
Dieses Denken, Spieler in endlosen Grind-Schleifen gefangenzuhalten, zeigt, warum das Vertrauen in Live-Looter-Shooter schwindet. Es fehlt an Respekt gegenüber der Zeit und dem Engagement der Spieler – ein grundlegender Fehler, der dem Genre langfristig das Genick brechen könnte.
Ein Blick nach vorn
Neue große Live-Shooter-Projekte sind kaum in Sicht. „The Division 3“ ist angekündigt, doch angesichts der Lage von Ubisoft bleibt unklar, ob dieses Spiel jemals das Licht der Welt erblicken wird. Hoffnung könnte hingegen „Borderlands 4“ bieten, das bewusst auf den Live-Service-Aspekt verzichtet und auf klassische Erweiterungen setzt. Der Titel von Gearbox gilt schon jetzt als einer der größten Titel des Jahres 2025.
Die Ära der Live-Looter-Shooter mag nicht ganz vorbei sein, doch sie steht zweifellos unter massivem Druck. Zu teuer, zu riskant, zu ungewiss – viele Studios scheinen das Kapitel abzuschließen. Vielleicht ist es an der Zeit, den Blick wieder auf klassische, langlebige Spielkonzepte zu richten. Manchmal ist weniger eben mehr.