Maschinen bauen und damit Festungen und Forts einnehmen, das war im Mittelalter der Weg zum Ziel, um seine Feinde zu bezwingen und seine Macht auszubauen. Doch welche Maschinen sind wirklich gelungen und zielführend, und welche der letzte Mist? Das lässt sich in „Besiege“ herausfinden.
Herr der Maschinen
In „Besiege“ kämpfen wir uns durch 55 Level, verteilt auf vier Inseln, welche als loser Rahmen der Handlung fungieren. Eine wirklich tiefe Handlung oder Story gibt es dabei nicht, man bewegt sich einfach stur durch die Level, die aber in ihrer Intensität und Herausforderung immer weiter zunehmen. Mal müssen wir eine Festung zerstören, mal nur eine vorgegebene Strecke zurücklegen. Dabei stellen sich uns verschiedene Hindernisse in den Weg, wie z.B. Truppen, die unsere Maschinen zerstören oder einfach Berge, Flüsse und Mauern, die uns am Durchkommen hindern wollen.
Um sich den Gegebenheiten anzupassen, stehen uns über 70 verschiedene Bauteile zur Verfügung. Dazu zählen neben normalen Balken und Verbindungen auch Räder, Propeller oder sogar Waffen, um kurzen Prozess zu machen. Das Kernelement ist hierbei klar das Experimentieren mit den Komponenten und die Anpassung an die jeweiligen Gegebenheiten. Es gibt hier keine Allzweckwaffe, denn jede Situation erfordert unterschiedliche Hilfsmittel und Herangehensweisen, um zu einem erfolgreichen Abschluss zu kommen. Wem es aber an Kreativität fehlt, oder wer besonders stolz auf seine Entwicklung ist, der darf auch auf die Community zurückgreifen und hier Baupläne hoch- oder herunterladen. Aber auch wer komplett daneben greift mit seiner Zusammenstellung, darf sich zumindest über einen gewissen Lerneffekt und ein paar Explosionen freuen.
Insgesamt ist das Gameplay zumindest in den Grundstrukturen einfach zu beherrschen. Leider fehlt es an einem gelungenen Tutorial, das einem wirklich gut zeigt, wie die spezielleren Komponenten zu nutzen sind. Hier ist also viel Eigeninitiative gefragt, um zu verstehen, wie welche Objekte und Bauteile sich auswirken und nutzen lassen. Auch der Port von PC auf PS5 ist gut umgesetzt worden. Allerdings fehlen einige Funktionen der PC-Version, wie der Level-Editor und Multiplayer-Modi, was die Langzeitmotivation etwas einschränkt.
Physik-LK
Eines der Kernelemente im Gameplay ist die Physik im Spiel, vor allem beeinflusst von Kräften wie Gravitation, Hebelwirkung, Trägheit und Materialstabilität, die gekonnt und realistisch ins Spiel übertragen wurden. Ein Beispiel für die Physik in „Besiege“ ist etwa der Einsatz von Katapulten, die Hebelmechanismen und Gegengewichte nutzen, um Projektile mit hoher Geschwindigkeit und Präzision abzufeuern. Die Simulation zeigt eindrucksvoll, wie mechanische Vorteile durch Hebelwirkung entstehen. Das ist nicht nur lehrreich, sondern auch äußerst unterhaltsam. Die physikalische Genauigkeit ermöglicht es uns, kreative Lösungen für komplexe Probleme zu entwickeln – sei es das Überwinden von Hindernissen oder das Zerstören massiver Festungen. Jeder, der Schwierigkeiten mit Physik hat, kann sich hier auf spielerische Weise mit der Thematik befassen, Zusammenhänge erkennen und das Zocken damit sogar als Lernspiel verkaufen.
Die Engine des Spiels ist zudem leistungsstark genug, um auch bei großen Konstruktionen mit Hunderten von Bauteilen flüssig zu laufen. Explosionen und Kollisionen werden dynamisch berechnet, was zu spektakulären Szenen führt. Allerdings können komplexe Maschinen gelegentlich zu unvorhersehbaren Ergebnissen führen, was den Reiz des Spiels noch verstärkt und noch mehr zum Experimentieren einlädt.
Wichtig: Ladet auf jeden Fall das aktuelle Update herunter, denn in der Version 1.0 hatte der Titel mit starken Grafikproblemen zu kämpfen, wodurch er faktisch nicht spielbar war. Mit dem aktuellen Update hält sich der Fehler in Grenzen. Dafür leidet die Performance deutlich im Bereich der Community-Baupläne. Hier etwas zu laden, bedarf wirklich einiges an Zeit und Nerven. Und auch nach dem Update läuft noch lange nicht alles flüssig und problemfrei. Sogar „Fallout“ ließ sich anfangs besser spielen, und das will schon etwas heißen. Dass das Spiel auf Steam so viel besser bewertet wird, lässt aber hoffen, dass noch einige Updates folgen werden.
Minimalistisch, aber wirkungsvoll
Grafisch beschränkt sich „Besiege“ auf ein funktionales Minimum, um den Fokus auf das Gameplay zu lenken. Wir befinden uns in einem weißen Raum, in dessen Mitte die zu bewältigende Szenerie aufgebaut ist. Die Level laufen flüssig auf 60fps bei 4k-Auflösung, wodurch die Animationen und die Physik sehr eindrucksvoll und realistisch daher kommen. Für den ein oder anderen könnte das Leveldesign aber zu lieblos und schlicht daher kommen.
Ähnlich schlicht kommt auch der Soundtrack daher, der fast kaum vorhanden ist. Die Maschinen sowie die Geräusche ihrer Bestandteile sind gut vertont worden, wodurch zumindest ein wenig mittelalterliches Flair aufkommt, eine entsprechende Musik oder einen Soundtrack gibt es aber nicht.
Dementsprechend fehlt es dem Titel auch ein wenig an Atmosphäre. Der Titel wirkt trotz guter Animationen lieblos und schlicht, da helfen auch die an sich gut gelungenen, wenn auch etwas minimalistischen Designs von Level, Gegnern und Bauwerken nicht weiter. Man hat selten das Bedürfnis, sich immer tiefer mit den Objekten auseinanderzusetzen. Verbunden mit den Performance-Problemen entsteht so mehr Frust als Freude, wodurch man sich nicht allzu lange mit dem Spiel beschäftigen will.