Es ist nicht zu fassen: Jeglicher Appell an die Vernunft scheint verstummt, während die Gaming-Welt in einen Wahnsinnsrausch verfiel. Die Preise sind in schwindelerregende Höhen geschossen, und das obwohl das Launch-Line-Up eher schwach ausfällt. Und trotzdem: Die PS5 Pro ist ausverkauft, denn der Ansturm war mal wieder so gewaltig, dass Scalper sich die Hände wund reiben dürfen, als wäre die PS5 Pro der heilige Graal der Gaming-Technologie!
Warteschlange verhinderte einen Kriegsschauplatz wie 2020
Der Tag begann um 10 Uhr mit dem gewohnten Bild: Eine „endlose“ Warteschlange, die einen nach dem Zufallsprinzip in die Vorbestellungen ließ. Eine Herausforderung für die Geduld eines jeden Zockers! Für viele war es da bereits zu spät, um insbesondere die heiß begehrte PS5 Pro 30th Anniversary Edition abzustauben. Vielleicht war es ja der verhältnismäßig günstige Preis, der den Finger auf der Maus reflexartig schneller klicken ließ, bevor die eigentliche Information im Gehirn ankam. Ich muss zugeben, ein wenig aufgeregt war ich auch! Jedoch mehr über den Unterhaltungsfaktor, diesem Schauspiel beizuwohnen.
Auch die PS5 Slim-Version schien für die meisten unerreichbar, während die PlayStation Portal und der DualSense Controller bald darauf folgten. Die Standard PS5 Pro hielt dem Ansturm zwar etwas länger stand, ist jedoch inzwischen auch restlos vergriffen. Man könnte fast meinen, es wäre der letzte Cookie in einer Keksdose – in die jeder tüchtig hineingreifen will, aber nur die Geschicktesten (oder die Schnellsten) bekommen ihn. Natürlich gab es Chancen, wenn auch nicht ganz fair verteilt. Das Warteschlangensystem hat seinen Zweck erfüllt: Man konnte immerhin eine Bestellung zu Ende führen, die einen Moment der Hoffnung inmitten der Verzweiflung bot. Aber für den Moment bleibt nur das ernüchternde Fazit: It’s Over!
PS5 Pro: Neue Chance in zwei Wochen vs. Scalpers Delight
Doch gibt es vielleicht neue Hoffnung in zwei Wochen? Bevor man sich auf die überteuerten Scalper einlässt, wäre es klug abzuwarten, was Sony für den regulären Handel bereithält. Schließlich sollen die PS5 Pro Vorbestellungen dort erst am 10. Oktober starten. Irgendwelche Konsolen und Zubehörteile müssen sie ja schließlich anbieten, um uns nicht ganz im Regen stehen zu lassen. Aber ob das auch für die PS5 Pro 30th Anniversary Edition gilt? Das bleibt zu bezweifeln. Ich kann die Schlammschlacht der Konsumzombies schon jetzt vor meinem inneren Auge sehen, wie sie sich um die verbleibenden Konsolen streiten – als wäre es der letzte Platz auf der Reise nach Jerusalem.
Und während wir uns über all das wundern, freuen sich die Scalper insgeheim. Diese neuartige Berufsgruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, begehrte und seltene Produkte zu unanständigen Preisen zu verkaufen, nachdem sie sie einem vorher weggenommen haben – anders kann man es nicht beschreiben. Schließlich müssen sie ja auch von irgendetwas leben. Auf eBay werden schon Preise von bis zu 8000 Euro für die PS5 Pro 30th Anniversary aufgerufen, während die PS5 Slim im Schnitt bei 1500 Euro landet. Auch die PlayStation Portal wird für etwa 700 Euro gehandelt, und der DualSense Controller bringt es teils auf 300 Euro. Es ist unglaublich! Die Gier hat hier völlig den Verstand ausgeschaltet, und zwar auf beiden Seiten, da Menschen tatsächlich bereit sind, solche Summen zu zahlen. Da wirkt die reguläre PS5 Pro für 1.500 Euro schon fast wie ein Schnäppchen. Hoffentlich nimmt Sony diese Zahlungsbereitschaft nicht wieder als Anlass, um die PS6 in ihren Augen „angemessen“ zu bepreisen, wie jüngst befürchtet.
Sony: Gute Absichten, schlecht geplant
Ein bisschen Schuld trifft natürlich auch Sony. Was sind schon 12.300 Einheiten für die gesamte Welt, nur um mit dieser Zahl einem Datum in der Vergangenheit Rechnung zu tragen? Wovon werden dann zukünftige Aktionen und Kontingente abhängig gemacht? Ob der Kaffee am Morgen geschmeckt hat? Nicht zu vergessen, abzüglich der Großzügigkeit gegenüber Influencern und Partnern, die mit kostenlosen Geschenken bei Laune gehalten werden müssen.
Man kann sich schon vorstellen, dass bald die ersten TikTok- und Instagram-Reels auftauchen, in denen sich die glücklichen Beschenkten in einem Orgasmus der Begeisterung suhlen und stolz verkünden, welch wertvollen Dienst sie an der Gaming-Gemeinschaft geleistet haben. Es ist ein Trauerspiel, und wir können nur zuschauen, wie der Wahnsinn seinen Lauf nimmt.